Promi-Verstärkung: Reiner Heise heuert bei Delitzscher Theaterakademie an
Promi-Verstärkung: Reiner Heise heuert bei Delitzscher Theaterakademie an

Delitzsch. „Der Hut des Brigadiers“ und „Elementarteilchen“ im Kino. Etliche Polizeiruf-Episoden und viele Rollen im Tatort. Hörspiele und Theater.  Dozententätigkeit, unter anderem an der renommierten, staatlichen „Ernst Busch“- Schule in Berlin, an der er 1984 selbst Meisterschüler-Absolvent war.  Schauspieler, Regisseur und Dozent Reiner Heise kennt das Geschäft und die Härten mit den Brettern, die so vielen doch die Welt bedeuten. Jetzt, seit Frühjahr ist er als Dozent in Delitzsch engagiert, bringt er den Studenten der Theaterakademie Sachsen was bei – und inszeniert ein medienkritisches
Sommertheater-Stück. „Die sind noch nicht fertig, aber ich will sie fördern und ihnen Mut machen“, sagt er über seine drei Schülerinnen. Im vierten Semester – ein Jahr Ausbildung haben sie noch vor sich – sollen sich Tanja Bunke, Loraine Ziemke und Franziska Ritter-Borchardt in einer Sommertheater-Produktion  beweisen. Heise hat ein Stück für die drei jungen Frauen gesucht und verwandelt bekannte Motive in feinsinnige Medienkritik, die ohne erhobenen Zeigefinger, sondern lieber mit dem Kloß im Hals am Ende des Stücks daherkommt. Das Stück ist der richtige Mix aus Leichtigkeit eines Sommertheaters und handfester Kritik, die den Zuschauer potenziell mit Grübelfalten entlässt. „Großer Bahnhof“ heißt das Werk und greift eine Castingsituation auf: Drei junge Mädchen versuchen, ihre Träume Wirklichkeit werden zulassen und wollen als Moderatorinnen eines Lifestylemagazins im Fernsehen durchstarten. Es bleiben: Wünsche, Hoffnungen, Sehnsüchte – und verlorene Illusionen. Geschickt und ganz bewusst greift der Regisseur die Lebenswirklichkeit seiner erst 20 Jahre alten Schauspielschülerinnen auf und arbeitet mit einem Stoff, wie er besser nicht zur Theaterakademie passen könnte. Denn das Leben als
Schauspieler? Es ist ein einziges und scheinbar ewiges Casting. Es ist hart, oft auch verletzend. Das weiß er und das bringt er den Mädchen bei. Binnen weniger Wochen, seit Mai erst laufen die Proben, haben Reiner Heise und die drei jungen Frauen ihren Stoff auf die Beine gestellt. „Wir bereichern uns gegenseitig“, sagt Heise. „Mein Wunsch, auf die Bühne zu gehen, hat sich gefestigt“, bilanziert zum Beispiel Franziska Ritter-Borchardt die Arbeit mit dem großen Mann des Schauspiels. Am liebsten zieht der seine Schuhe zu den Proben aus und sitzt in Socken da, weil das entspannter ist. Reiner Heise lässt
seine Schülerinnen so kurz vor der Premiere einfach machen. Sie proben das Stück, wieder und wieder. Reiner Heise nickt zufrieden, wenn es zum großen
Showdown kommt oder hebt den Daumen, wenn die Gefühle von der Bühne so greifbar rüberkommen, dass sie den Zuschauer packen. „Sie machen ihre Sache gut“, sagt er. Er versteht ihren Traum. Er weiß aber auch und macht seinen Schülern gegenüber keinen Hehl daraus: Von dem Job des Schauspielers
können nur die wenigsten leben, so ist die Branche. Abrechnen mit den Medien und den Castings ist eine Möglichkeit, den einen den Spiegel vorzuhalten und den anderen das Klarkommen zu erleichtern.

Text: Christine Jacob

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