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Die Indianer aus Nordsachsen – Studenten absolvieren Praktikum
vom 12.05.2017 >> LVZ Online
Theaterakademie in Delitzsch kooperiert seit fünf Jahren mit Landesbühnen

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Von Christine Jacob

DELITZSCH/RADEBEUL. Die Landesbühnen Sachsen rechnen fest mit den Studenten der Theaterakademie Sachsen. Als sie die Kooperation vor fünf Jahren auf die Beine stellten, hatte wohl keiner damit gerechnet, dass daraus wirklich ein Langzeit-Engagement wird. Inzwischen sind die Studenten der in Delitzsch beheimateten Theaterakademie jedoch nicht mehr aus dem Spielbetrieb des zweitgrößten deutschen Reisetheaters mit Stammhaus in Radebeul wegzudenken.

Sommer für Sommer werden knapp zehn Delitzscher Studenten zum Praxissemester entsendet, im Jahr 2013 kamen die ersten acht von Nordsachsen in den sächsischen Süden. Erst wer sich auf der Felsenbühne Rathen bewiesen hat, bekommt den Abschluss an der Theaterakademie. So wie Ärzte im Praktikum oder Journalistik-Studenten als Volontäre erst Praxisluft schnuppern müssen, sollen auch die Delitzscher Studenten den realen Spielbetrieb
kennenlernen. Die Schauspiel- und Musical-Schüler erleben auf der Felsenbühne Rathen und auf der Seebühne Kriebstein einen echten Berufs- und
Bühnenalltag, und das ergebnisoffen: eine Studentin ist beispielsweise nach ihrem erfolgreich absolvierten Praxissemester doch zu dem Schluss gekommen, dass sie lieberLehrerin werden will. Die anderen haben an den Landesbühnen die Kraft der Überzeugung getankt, dass Musical oder Schauspiel genau
das sind, was sie wirklich ein Leben lang machen möchten. Die acht aktuellen Absolventen sind erst vor wenigen Tagen in Rathen angekommen, stecken nun mitten in den Proben für Stücke wie „Die Sonne“ von Reinhardt Lakomy und Monika Erhardt, Premiere ist am 29. Juni. Sie werden wie schon ihre Vorgänger auch in beliebten Klassikern wie „Schneeweißchen und Rosenrot“ und „Winnetou I“ auf der Felsenbühne Rathen stehen. Zudem spielen Studenten in „In Gotts eigenem Land“ von Olaf Hörbe nach dem gleichnamigen Roman von Eberhard Görner. 

Im Musical „Zorro“ im Stammhaus in Radebeul, das am 20. Mai Premiere feiert, werden sich vier Schülerinnen des Musical-Jahrgangs beweisen. „Wir wurden herzlich aufgenommen. Die Proben gingen sofort los und wir haben allerhand zu tun“, berichtet Musical-Absolventin Anne Grünig (25), die zudem in „Die Sonne“ in Rathen spielt. „Singen, tanzen, spielen und das in kürzester Zeit ist eine Herausforderung, der ich mich aber sehr gern stelle.“ Die Proben seien anstrengend, aber schön, von Probe zu Probe wachse das internationale Ensemble mehr und mehr zusammen. In der Internationalität liege ein Reiz, „denn am Ende sind wir ein Ensemble und alle ziehen an einem Strang und das macht wirklich großen, anstrengenden Spaß”, sagt die junge Frau im Praxissemester. Und auch jene, die ihren Abschluss schon in der Tasche haben, bleiben den Landesbühnen treu und haben dort einen festen Platz und immer wieder Engagements in verschiedensten Rollen gefunden, mitunter arbeiten Ex-Delitzscher auch als Regie-Assistenten oder Souffleusen. In einer hart umkämpften Branche gelingt es den in Nordsachsen ausgebildeten „Frischlingen“, ihren Lebensunterhalt tatsächlich mit dem Traum von der Bühne zu verdienen – längst keine selbstverständlichkeit in diesem Kunstbereich. Die Delitzscher Studenten werden zu ihrem Berufsstart mit dem Praxissemester in den Neben- und Hauptrollen besetzt.

2014 wurden zum Beispiel in „Schule mit Clowns“ die kompletten Hauptrollen mit den Nordsachsen besetzt. Dabei sind an den Landesbühnen längst nicht nur jene gefragt, die per Kooperationsvertrag aus Delitzsch kommen. In den aktuellen Produktionen sind immer wieder Theaterakademie-Absolventen der vergangenen Jahre erneut vertreten. Sie alle beweisen sich in einem steten Spielbetrieb, unterhalten einen Sommer lang immer wieder ein bis zu 2000 Menschen starkes Publikum – und das beinahe täglich. Einiges spricht aus Sicht der Landesbühnen für das Personal mit der Delitzscher Ausbildung: „Im
musikalisch-tänzerischen Bereich ist die Ausbildung besonders gut“, sagt Landesbühnen-Intendant Manuel Schöbel. „Die Studierenden bereichern unser Ensemble und realisieren auch eigene Produktionen“, lobt der Intendant. Die inzwischen Ex-Delitzscher Loraine Ziemke, Franziska Ritter-Borchardt, Tanja Bunke und Jens Bache (von links) auf der Felsenbühne Rathen in „Schneeweißchen und Rosenrot“.

Aufregung und Ablehnung: Was darf Kunst in Delitzsch?
vom 21.03.2017 >> LVZ Online
Akademie-Performance erhitzt die Gemüter

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Von Christine Jacob

DELITZSCH. Verrückt und quirlig, mal ganz was anderes – das war die diesjährige Aktion der Theaterakademie Sachsen zur Nacht der Türme in Delitzsch. Die gespielte kleine Invasion Außerirdischer erhitzte die Gemüter und die Diskussion treibt Kunst- und Kulturschaffenden um. Die Studenten der Theaterakademie Sachsen verwandelten den Breiten Turm in ein Theater. Sie traten als Außerirdische auf ihre Art in Kontakt mit den Gästen, blieben stets in ihrer Rolle des Alienhaften. Wie es immer so ist: Die Performance traf scheinbar nicht den Geschmack aller, so mancher fühlte sich wohl gestört und machte ein Diskussionsfass auf. So brach wie schon als der erste den vermuteten Penis an der Freibadmauer entdeckte eine Diskussion in der F a c e b o o k - G r u p p e „Du bist ein echter Delitzscher wenn...“ los.

Als zu skurril, zu aufdringlich, zu schräg, dreist und nervend empfanden manche das Gezeigte. Das gehöre nicht hier nach Delitzsch, nicht in die historischen Mauern, nicht zu so einer Veranstaltung und dürfe nicht wieder vorkommen. Die  Kommentare – „Wie kann man sowas zulassen?“ – lesen sich stellenweise wie ein Best of der Angst vor Anders- und Fremdsein: „Für diese skurrile Form der Kunst eignet sich die Historie um unsere Türme nicht.“ heißt es oder auch, dass Kunst das sei, was auch in 100 Jahren noch als solche anerkannt werde. Sogar der Oberbürgermeister wird um eine Stellungnahme gebeten und reagiert – wie schon in der Causa Freibadpenis – gelassen: „Die Freiheit der Kunst hat viele Facetten“, so Manfred Wilde (parteilos). 

Und auch andere Kommentatoren verteidigen leidenschaftlich die Freiheit der Kunst. Genau diese Diskussion und dieser Diskurs seien wertvoll, ist man an der Theaterakademie Sachsen überzeugt. Während im vergangenen Jahr eher klassischer Stoff geboten wurde, war es dieses Jahr ein experimentellerer Beitrag, den Regisseur Ansgar Schäfer bot – ein Stoff, der auch zum Nachdenken anregte, wenn das „Alien“ beispielsweise das Handy wegnahm und so den ständig multitaskenden Besucher mal zur vollen Konzentration auf eine Sache herausforderte. Zur Kreativität gehöre, dass jeder etwas anderes darin sieht und der eine etwas als gelungen und der andere etwas als unpassend empfinde. Der Ansatz sei streitbar gewesen – positiv wie negativ. Die Unsicherheit der Delitzscher hinsichtlich gewagterer Kunst und Kultur ist auch anderen nicht unbekannt. „Ich persönlich fand es auch nicht prickelnd“, sagt Rico Eichler, der regelmäßig Kultur im Schlosskeller organisiert. Auch bei ihm sei die Theaterakademie schon aufgetreten und das habe ihm vollkommen gefallen. Kunst sei eben auch Geschmackssache. Er selbst würde gerne mal eine Travestieshow anbieten, traut sich dies aber bislang nicht aus Angst, die Delitzscher würden dann nicht kommen. „Kunst darf grundsätzlich alles“, ist auch Markt-20-Betreiber Jens Müller überzeugt. Jedoch sei fraglich, ob sich auch jede Art von Kunst in Delitzsch verkaufe – Geld verdienen müsse man als Veranstalter schließlich auch, weshalb es in Delitzsch wohl nicht zu extrem werden dürfe, so Jens Müller. Er kooperiert dieses Jahr mit der Akademie, mehrere Vorspiele werden im Kino stattfinden. Und der Delitzscher schätzt die Arbeit im Oberen Bahnhof: „Die Akademie muss auch mal Dinge ausprobieren, auch damit die Schüler was lernen“, erinnert er.

Jens Bache – von der Delitzscher Akademie hinaus auf hohe See
vom 16.12.2016 >> LVZ Online
Der 30-Jährige Schauspieler hat auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert und steht jeden Abend auf der Bühne

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Von Christine Jacob

DELITZSCH. Ein gutes Jahr ist es her, dass Jens Bache seinen Abschluss im Fach Schauspiel an der in Delitzsch beheimateten Theaterakademie Sachsen gemacht hat. Nach diversen Zwischenstationen ging der heute 30-Jährige im Oktober auf die „Mein Schiff 3“. Wir haben ihn irgendwo zwischen Antalya (Türkei) und Santorini (Griechenland) erreicht und mit ihm über das Schauspielerleben auf hoher See gesprochen. 

Frage: Du hast ja nicht gleich das Kreuzfahrtschiff geentert, wie ging es denn nach dem Abschluss im September 2015 erstmal weiter? 

Jens Bache: Nach der Ausbildung war ich regelmäßiger Gast an den Landesbühnen Sachsen in Radebeul, wo wir im Rahmen der Ausbildung an der Theaterakademie
Sachsen unser Praxissemester absolviert haben. 

Wie und warum kommt man danach als junger Schauspieler zu einem Engagement auf hoher See?

So ein Schiff ist auf jeden Fall eine schöne Spielwiese für junge Schauspieler und man kann sich nebenbei noch etwas von der Welt ansehen. Das fand ich spannend und wollte es einfach mal ausprobieren. Dem Klischee nach könnte man nun meinen, du bekommst jetzt immer gut zu essen und Urlaub umsonst und hast ja sonst nicht viel zu tun. Was ist für dich als Schauspieler an Bord typischer Kreuzfahrer-Alltag? Also Essen gibt es tatsächlich reichlich. Aber in den ersten Wochen bin ich kaum zum Essen gekommen, weil wir fast pausenlos Endproben, Premieren und nebenbei Safety-Trainings haben. Sicherheitstrainings? Warum das? Um nicht bei Seegang von der Bühne zu fallen? Als Schauspieler auf einem Kreuzfahrtschiff ist man ja zuallererst Crew-Mitglied und bekommt Sicherheitsaufgaben. Auch beim Check-In, wenn neue Passagiere kommen, werden wir eingesetzt. Und zum Urlaub: In den meisten Häfen können wir natürlich auch mal für ein paar Stunden an Land gehen und Ausflüge mitmachen, aber mit wirklichem Urlaub hat das nichts zu tun. Zumal die Gedanken dann schnell auch wieder zur abendlichen Show übergehen.

Apropos Seegang, warst du schon mal seekrank und was tut man dagegen?
Nein. Aber bei starkem Seegang wird mir schon manchmal etwas komisch in der Magengegend. Es gibt aber für Crew und Passagiere kostenlos Seekrankheitspillen. Welche Vorstellungen gebt ihr auf dem Schiff? Und wie oft musst du auf die Bühne? Es gibt sehr verschiedene Aufgaben für Schauspieler. Kleine Boulevardstücke, Lesungen, Moderationen in der Musical-Gala oder der Zirkusartistenshow. Ich stehe fast jeden Tag auf der Bühne. 

War die Ausbildung in Delitzsch eine gute Vorbereitung oder hat das Lernen noch kein Ende?
Die Ausbildung in Delitzsch war meiner Meinung nach ein sehr gute und differenzierte Vorbereitung für diverse Aufgabenbereiche eines Schauspielers. Aber natürlich hat das Lernen grundsätzlich ja kein Ende. Wie meine ehemalige Dozentin Jana Bauke, die Leiterin der Theaterakademie Sachsen, einmal so schön sagte: „Die wirkliche Ausbildung fängt erst nach der Ausbildung an.“ Recht hat sie gehabt. 

Mal ehrlich: Ist das Schauspiel der Reiz an deinem Job auf See oder ist es doch das Reisen? 

Für mich zuallererst das Reisen. Natürlich auch die Erfahrung auf einem Schiff für Urlauber, die vielleicht keine regelmäßigen Theatergänger sind, zu spielen. Schauspielerisch gibt es hier nicht viel Tiefgang. Die Kunst besteht hier mehr im Verkaufen und Unterhalten. Aber im großen und ganzen denke ich, dass das ein sehr gutes Training für die Bühne im Allgemeinen ist.

Theaterakademie Sachsen Die Theaterakademie Sachsen ist eine private Schauspiel- und Musicalschule, gegründet als „Akademie der Darstellenden Künste“ im Oberen Bahnhof von Delitzsch. 2007 hatte der Baff-Theaterverein das Projekt aus der Taufe gehoben, der damals vollkommen heruntergekommene Obere Bahnhof wurde für 1,2 Millionen Euro, zum Großteil finanziert durch Förderung, restauriert. 2008 startete dort das erste Ausbildungsjahr mit fünf Studenten. 2013 wurde die Schule in Theaterakademie Sachsen umbenannt und zählt jährlich rund 30 Studenten. Die Schüler verbringen zum Ende ihrer Ausbildung ein Praxissemester an den
Landesbühnen Sachsen, spielen vor allem auf der Felsenbühne Rathen. Mit dem Klassenzimmertheater sind Akademiestudenten in Schulen im gesamten Landkreis zu Gast.

Theaterakademie ist ein Irrenhaus
vom 30.11.2016 >> LVZ Online
Neues Musicalprojekt im Oberen Bahnhof lohnt sich und ist noch dreimal öffentlich zu sehen

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VON CHRISTINE JACOB
 

DELITZSCH. Sie tanzen, spielen und singen sich durch alle Richtungen des Musicals. Und die vier Darstellerinnen in „Das irre Haus des Musicals“ geben mit ihrem furiosen Mannschaftsspiel an der Theaterakademie Sachsen eine ebenso kritische wie humorvolle Abrechnung auf die Bühne des Oberen Bahnhofs, sodass der Zuschauer gefangen ist zwischen Tränen lachen und sich am Kopf kratzen. Das Musicalprojekt war nur eine von drei komplett ausverkauften Premieren diesen Monat im Oberen Bahnhof. Als einziges der drei Stücke ist es aber noch dreimal öffentlich zu sehen. Zum Glück. Denn das, was da in diesem Irrenhaus abgeht, ist ein Bühne gewordener Beleg für Genie und Wahnsinn. Und das macht Laune und Denkfalten. Bei oberflächlicher Betrachtung ist das Stück zunächst aber mal Augen- und Ohrenweide. Und es reicht ja manchem vielleicht schon zu sehen, wie charakterstark Luisa Marie Kettnitz, Cölestine Zoe Reich, Freijdis Jurkat, 

Anne Grünig – allesamt Studentinnen des 5. Semesters – da auf der Bühne agieren. Sie bringen souverän große Musicalhits und schmissige Tanzeinlagen. Das macht Laune. Und: Das irre Haus des Musicals geht weiter. Es geht tiefer, weil das Stück hoch aktuell und frei zu jedweder Interpretation ist. Immer wieder wechseln die Szenen, jede einzelne ist eine Betrachtung des großen Ganzen und bietet Absurdität und Witz auf allen Ebenen.

Etwa, wenn ein Cowboy ins Spießerleben eindringt und so die Gesellschaft hinterfragt. Purer genialer Wahnsinn wird auch, wie Cölestine Zoe Reich zum Huhn
mutiert und ein Ei auf die Bühne legt. Darüber kann man lachen und denken auf so vielen Ebenen. So taucht immer wieder beim Betrachter diese Frage auf: „Wer ist hier eigentlich verrückt?“ Und über allem schwebt der immer wieder von den vier Chanteusen erwähnte „Mr. Rump“. Ein Schelm, wer da noch ein T am Namen mitdenkt und dem beim Schlusstitel „America“ aus der West Side Story das Lachen im Halse stecken bleiben mag. Regie in diesem turbulenten Spektakel führt Ansgar Schäfer. Dem stellvertretenden Künstlerischer Leiter des Hauses und dem Team ist ein Glanzstück für alle gelungen, die das Schräge nicht scheuen. Am Sonntag um 17 Uhr, sowie am 9. Dezember und 29. Januar um 19.30 Uhr ist „Das irre Haus des Musicals“ wieder zu sehen. Karten gibt es an der Abendkasse und unter 034202 36070.

Melanie Marschke hilft Studenten
vom 17.09.2016 >> LVZ Online
Niemals, wirklich niemals direkt in die Kamera schauen! Dennoch: Alles geht über die Augen, da muss gespielt werden.

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Von Christine Jacob

Niemals, wirklich niemals direkt in die Kamera schauen! Dennoch: Alles geht über die Augen, da muss gespielt werden. Und: Arbeitsschutz geht alle an – mit Flipflops am Drehset zu erscheinen, geht gar nicht. Mit solchen und anderen Unterrichtseinheiten und Weisheiten aus dem Drehalltag war diese Woche Melanie Marschke zu Gast an der Theaterakademie Sachsen. Vielen Fernsehzuschauern ist die Schauspielerin als „Ina Zimmermann“ aus der ZDF-Krimireihe Soko Leipzig ein Begriff. An der Theaterakademie gab sie nun zusammen mit Regisseur Stefan Kaminsky einen Kamera-Workshop für knapp 20 Studenten. „Die Techniken für das Schauspiel auf der Bühne und das vor der Kamera unterscheiden sich“, so Melanie Marschke. Auf der Bühne zählt der ganze Körper, vor der Kamera muss ganz viel über die Mimik transportiert werden – aber man darf nicht übertreiben. Wie sie vor der Kamera agieren sollten, lernten die Studenten ganz praktisch und spielten Szenen wieder und wieder durch. Weniger ist mehr, lautete ein Fazit des mehrstündigen Unterrichts. Ein Blick sagt eben manchmal mehr als 1000 Worte.

Vom Mohnfeld auf die große Bühne
vom 21.06.2016 >> LVZ Online
Studenten der Delitzscher Theaterakademie absolvieren Praxissemester in Rathen

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VON CHRISTINE JACOB
 
DELITZSCH/RATHEN. Ein Jahr ist es her, da spielten Loraine Ziemke, Tanja Bunke und Franziska Ritter-Borchardt im Stück „Großer Bahnhof“ vor ungefähr 70 Zuschauern in der Theaterakademie Sachsen in Delitzsch. Regisseur und Schauspieler Reiner Heise, bekannt aus Polizeiruf- und Tatort-Episoden, inszenierte 2015 das Sommertheater mit den drei gerade mal 20 Jahre alten Musicalstudentinnen. Heute stehen die drei vor fast 2000 Zuschauern und haben noch etliche Aufführungen von „Schneeweißchen und Rosenrot“ nach den Brüdern Grimm auf der Felsenbühne Rathen vor sich. Das Studentenleben ist damit Geschichte – sehr zur (Spiel)Freude der drei.

Tanja Bunke, Loraine Ziemke und Franziska Ritter-Borchardt sind als angehende Musical-Absolventinnen der Theaterakademie Sachsen gerade im harten Praxissemester. Erst wenn das absolviert ist, gibt es das Abschlusszeugnis. So lernen die Schauspiel- und Musicalschüler Berufs- und Bühnenalltag mit mehreren Aufführungen pro Woche erst richtig kennen. Seit dem Wintersemester 2012/13 kooperiert die kleine Theaterakademie Sachsen in Delitzsch offiziell mit den Landesbühnen. Die wiederum gelten als das größte Reisetheater im Freistaat. Das seit 1945 existierende Mehrspartentheater bietet Musiktheater, Schauspiel sowie Tanz- und Ballettvorführungen. Neben dem Stammhaus in Radebeul werden die Felsenbühne in Rathen, der Dresdner Zwinger sowie zahlreiche Bühnen in ganz Sachsen bespielt. Immer ab Mai gehen die Studenten der Akademie für ein Praxissemester in ihrem jeweils letzten Ausbildungsjahr an die Landesbühnen und werden dort in die Sommerproduktionen und -inszenierungen mit eigenständigen Rollen und Aufgaben eingebunden. Etwa indem sie gemäß der häufigen Aufführungstermine auch Hauptrollen übernehmen. Tanja Bunke ist so als Schneeweißchen, Loraine Ziemke als Rosenrot und Franziska Ritter-Borchardt als deren Mutter zu sehen, unter anderem auch auf der Seebühne Kriebstein. Gestern feierten die drei aus Delitzsch ihre Stück-Premiere in Rathen. Zudem sind sie auch in der Produktion „Winnetou I“ zu sehen.

Dabei sind an den Landesbühnen längst nicht nur jene gefragt, die per Kooperationsvertrag aus Delitzsch kommen.

In den aktuellen Produktionen des Sommers sind mit Jens Bache, Maximilian Westphal, Nele Rook und Michael Martin Theaterakademie-Absolventen des vergangenen Jahres erneut vertreten. Sarah Bauer, die die Milchfrau im Grimm-Märchen spielt, studierte wiederum bis 2013 in Delitzsch. Auch Christin Rettig, die an der damals noch Akademie der Darstellenden Künste genannten Ausbildungsstätte 2012 ihren Musical-Abschluss machte, sieht man häufiger auf der Rathener Bühne.  

Wildes Abenteuer: „Zootopia“ feiert Premiere
vom 15.06.2016 >> LVZ Online
Dschungelshow im Tiergarten ist mehr als nur eine Revue von Antilope bis Zebra

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VON CHRISTINE JACOB

Er ist wieder da. Stefan Kaminsky hat in Bad Düben schon „LANDschafftTHEATER“ geschafft. Vor zwei Jahren brachte der Regisseur der Theaterakademie Sachsen mit seinem „SommernachtsTRAUMA“ Besucherrekorde. Nun wird es wild. Am Freitag feiert „Zootopia“ im Tiergarten Delitzsch Premiere. Der Weg dahin ist nicht immer leicht.

Stefan Kaminsky macht Kilometer an diesen Tagen. Immer wieder springt er von seinem Platz, läuft vor zur Bühne. Gibt Anweisungen. Gestikuliert mit weiten Armbewegungen. Fragt die Studentin Freijdis Jurkat in den High Heels mit den 15 Zentimetern Absatz, ob es noch geht. Es muss. Solange sie kann. Alles gut bei allen? Auch wenn die Hitze drückt? Ja, sagen sie. Er geht wieder zurück. Setzt sich. Schaut zu, der linke Knöchel liegt auf seinem rechten Knie. Den Kopf hat er auf die linke Faust gestützt. Er lächelt. Es sieht gut aus. Er ist zufrieden. Zootopia wird nun Wirklichkeit. Es ist die zweite Sommertheater-Produktion, die der 39-Jährige für die Theaterakademie Sachsen inszeniert. Im Sommer 2014 hat ein „SommernachtsTRAUMA“ nach Shakespeare-Motiven rund 600 Gäste mit einer Handvoll Vorstellungen in den Oberen Bahnhof in Delitzsch gelockt – Rekord bislang. Ein wilder und bunter Ritt durch die Kunst und mit ihr war das, provokant und progressiv ohne in eine zu künstlerische Schräglage zu geraten. Einfach gut gemachte Unterhaltung. Nun wird es noch wilder. Die Theaterakademie, das Baff-Theater und der Tiergarten kooperieren erstmals – das Sommertheater wird nicht in der Ausbildungsstätte, sondern auf der Zoobühne gezeigt. Die lernen die Schauspieler am vergangenen Freitag das erste Mal kennen. Bisher haben sie in der Akademie geprobt. Seit Ende April laufen die Arbeiten am Stück schon, am Freitag ist Premiere. Fast 20 Stunden wöchentlich befassen sich die neun Eleven damit – im Tanzunterricht genauso wie in Sprecherziehung. Immer wieder Zootopia. Vier Musical- und fünf Schauspiel-Studenten jeweils im vierten Semester und alle um die 20 oder Anfang 20 sind sie. Nun stehen sie dort, wo die Theater-Utopie des Theaters im Theater Wirklichkeit werden soll. Kunstrasen zieht sich über einen Steg vor der Tiergartenbühne. Leitern stehen herum. Ein  Tierpfleger kommt mit einer Mistkarre vorbei. Hinten schauen die Alpakas schmatzend über den Zaun. Auf der anderen Seite schnattern Enten. „Du musst offener denken, Marie“, sagt Stefan Kaminsky und kommt zum Bühnenrand. Seine Arme beschreiben einen großen Bogen. Schauspiel-Studentin Marie Spinka spielt die Ginsterkatze in Zootopia, der Show. Sie soll sich mehr Raum nehmen, mehr von der Bühne nutzen, so mehr Wirkung erzielen. Sie trägt graues Fell um die  Handgelenke, eine enge Leoprintleggings und eine gemalte Katzenschnute. Und jetzt bitte die Szene noch einmal: „Medea hoch fünf!“, sagt der Regisseur. Marie wird wieder zu Isabel, die panisch um ihren Job fürchtet, ihre  Stimme beginnt zu beben, die Augen flirren. „Gut, seeeeehr gut, Marie“, sagt Stefan Kaminsky. Und bleibt sitzen. Marie Spinka ist die Ginsterkatze und die Schauspielerin Isabel in der doppelbödigen Dschungelshow. Sie muss Tier und Mensch zugleich sein. In seiner „Zootopia“- Parabel, einer Stückentwicklung nach Motiven anderer, erzählt Stefan Kaminsky in einem Theater im Theater von der Existenz und Existenzangst des Schauspielers. „Zootopia“, die Show, läuft bereits seit sechs Jahren und soll nun abgesetzt werden. Was wird aber dann aus den Darstellern von Zebra, Antilope, Marabu oder Ginsterkatze? Existenzangst, Missgunst, Heuchelei und Intrigen schleichen sich in die Show ein und die Grenzen zwischen Mensch und Tier, gespielter Rolle und Schauspieler verschwimmen. Die Fabel um Liebe und Macht im Show- und Tierreich erzählen die neun Protagonisten mit vollem körperlichen und stimmlichen Einsatz im Stile einer Theater-Revue. Zebra Tobias Greiner-Lar schwuchtelt in hohen Hacken über die Bühne, Giraffe Corina Hofner verbirgt ein Geheimnis, Marabu Anne Grünig macht sich gleich zu Anfang halb nackt, Eva Vinke und Cölestine Zoe Reich machen einen auf dümmlich Dschungelluder Mona und Lisa ...

Dschungelshow ist Prüfung im „Theater im Theater“

Das Theater im Theater, das so entsteht, ist zugleich Prüfung im Theater. Nach dem vierten Semester werden die Studenten der Theaterakademie in ihrer Arbeit in ganzen Stücken getestet. Die rund 90 Minuten Zootopia sind mehr als Show. Es geht um Zensuren. Für den Regisseur heißt das: Er muss nehmen, was er kriegt. Es gab kein Casting für die Rollen in der Sommerproduktion. Stefan Kaminsky fing vor gut einem Jahr an, das Stück zu entwickeln, nachdem jemand die Idee hatte, doch mal Theater im Tiergarten zu spielen. Von Anfang an war die Maßgabe, alle neun Leute des vierten Semesters unterzubringen und dabei Schauspiel und Musical zu verknüpfen. Und zwar so, dass der Zuschauer sein Stück auf hohem Niveau wie bei Vollprofis zu sehen bekommt und die Prüfer Fortschritte und Fähigkeiten ihrer Studenten. Doch Kaminsky lässt sie mit liebevoller Strenge machen. „Na los, wir schreiben hier keinen Test, bietet mir was an!", fordert er. Die Studenten sollen die Szenen, das Stück mitentwickeln – Kaminsky ist fordernd, aber kein Dogmatiker. „Mach mal weniger Musical, das brauchen wir gar nicht, mach weniger, aber mach es konkreter“, mahnt er Luisa Marie Kettnitz, die den Löwen spielt. „Sei mal schmierig, weißte, so ’ne üble Anmache, so richtig Arschloch eben. Wie würdest du das machen?“, fragt er Fabian Trott, der Mackie, den Conferencier, spielt.

Über Monate hat Stefan Kaminsky am Text geschrieben, Songs komponiert, Szenen entwickelt. Nun gibt er sie frei. Die Schauspieler sollen nicht einfach gut einen Text aufsagen, sie sollen ihn fühlen und mit Leben füllen. Mit ihrer Interpretation. Immer wieder ruft der Regisseur „Los, bietet mir was an!“. Der doch nicht so coole Löwe raucht genervt, die nervöse Ginsterkatze beruhigt sich mit Stricken, Mackie schnalzt seinen Kommilitoninnen auf der Bühne hinterher. „Ja, ja, genau, sehr gut“, lobt der Regisseur. Er ist ein Glücksfall für die Studenten. „Wir haben Freiheiten, können die Figuren mit ihm entwickeln“, erzählt Fabian Trott. „Und er folgt dabei einem pädagogischen Konzept, er bringt jeden einzelnen von uns weiter“, weiß Marie Spinka. „Er verlangt viel“, sagt Luise Marie Kettnitz, „aber er gibt auch viel und die Arbeit mit ihm ist angenehm.“ Viel geben ist auch nötig, zur Not eigene Requisiten. Keine 500 Euro Budget hat das Team, um Zootopia Wirklichkeit werden zu lassen. „Für ’nen Appel und ’n Ei, ne Kiste Bier und ’nen Freundschaftsdienst“, sagt Stefan Kaminsky, ist viel entstanden. Der Zuschauer wird es nicht merken. An der Theaterakademie wissen sie Theater pur im Sinne Brechts zu inszenieren – wenig Mittel, großer Effekt. Das gelingt mit Licht, mutigen Interpretationen und ihrer Leidenschaft. Der Parabel gelingt so eindrucksvoll der Blick hinter Masken und Fassaden auch unserer Gesellschaft. Theater auf den Punkt. Zootopia ist Wirklichkeit. Nicht genau so, wie es sich Stefan Kaminsky mal vor einem Jahr ausgedacht hat. Besser. So wie sie es wollten.

Stefan Kaminsky wurde 1977 in Ost-Berlin geboren. Ab 1997 studierte er an der HfS Ernst Busch, Berlin, Schauspiel. Nach seinem Abschluss 2001 hatte er unteranderem Engagements am Schauspiel Leipzig, dem Staatstheater Dresden, dem Düsseldorfer Schauspielhaus und anderen renommierten Häusern. Er arbeitet als Schauspieler für Film und Fernsehen, als Sprecher für Hörbücher und Synchronisation. An der HMT Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig ist er ebenso Dozent wie am Thomas-Bernhardt-Institut in Salzburg undder Theaterakademie Sachsen in Delitzsch. Er wird Gastdozent für Schauspiel an der „Universität der Künste“ in Berlin. In Bad Düben hat er mehrfach im Rahmen „LANDschafftTHEATER“ mit Laien großartiges Theater auf die Bühne und die Stadt in Bewegung gebracht. Stefan Kaminsky ist mit einer Schauspielerin verheiratet und hat eine Tochter.

Fünf Leben nach der Akademie
vom 14.03.2016 >> LVZ Online
Ehemalige Studenten schaffen es von Delitzsch auf die Bretter, die ihnen die Welt bedeuten

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VON CHRISTINE JACOB
 
Delitzsch. Das Handwerk haben sie am Lober gelernt, nun machen sie in Köln, vor TV-Kameras, hinter Synchronsprecher-Mikros und im Internet von sich reden. Auf die gute Art. Die Absolventen der Theaterakademie Sachsen können Fuß in einer hart umkämpften Branche fassen. Immerhin gibt es allein rund 5000 Schauspieler in Deutschland, die für Film und Fernsehen arbeiten, rund ebenso viele drängeln sich in den weiteren Sparten wie Theater und Musical.

Direkt im Anschluss an ihre Ausbildung zur Musicaldarstellerin konnte Nele Rook ein Engagement ergattern. Die Akademie hat sie im vergangenen September verlassen, war bis vor Kurzem mit dem Musical „Peter Pan“ auf Tour. Ab Mai ist die 21-Jährige wieder auf der Felsenbühne Rathen zu sehen. Ein Teil der Ausbildung absolvieren die Delitzscher Studenten dort an den Landesbühnen – so gut, dass sie danach durchaus „eingekauft“ werden. Ein Traum wäre es für die junge Frau, eines Tages auf den legendären Bühnen der Vereinigten Bühnen Wien zu stehen.

Auch die 25-jährige Susann Sinnemann ist gut im Geschäft. 2012 machte sie ihren Abschluss in der Sparte Musical. Inzwischen lebt und arbeitet sie in Köln, ist dort im Schauspielhaus in der Uraufführung „Kimberly“ zu sehen und steht das dritte Jahr in Folge in diesem Jahr auf der Naturbühne in Ratingen. Nebenbei unterrichtet das Multitalent Tanz, aktuell in zwei Schulen in Köln und Düsseldorf und arbeitet als Synchronsprecherin für Werbung, Filme und Serien. Seit 2014 arbeitet Susann Sinnemann zudem an der Comedy-Web-Serie „Sexpectations“ mit. Gefragt nach ihrem Traum für die Zukunft sagt Sinnemann: „Mein Traum ist es, dass zu sein, was alle Kinder werden wollen: Bogenschütze, Tänzerin, Detektiv, Astronautin, Indianerin oder auch ein Tier. Deswegen bin ich Schauspielerin geworden, um mich nicht entscheiden zu müssen. Denn ich kann alles sein! Und solange ich spielen, tanzen und singen darf, bin ich glücklich.“ „Gut zu tun und Spaß dabei“, schildert Michael Martin seinen Alltag. Im September hat der 25-Jährige seinen Abschluss im Fachbereich Musical gemacht, spielt in „My Fair Lady“ der Kammeroper Köln und reist damit durch die Lande und ist in „Die Schneekönigin“ zu sehen. Ein paar Angebote habe er auch ablehnen müssen, weil er gar nicht die Zeit dazu hat. „Für die Zukunft hoffe ich, dass es so weiter geht und ich gut von dem Job leben kann“, erzählt Michael Martin, „ich würde mich freuen, auch Produktionen mit ehemaligen Kommilitonen zu machen.“

Zumindest in einer Sparte waren Nina-Mercedés Rühl und Erik Köhler schon zu sehen. Beide hatten schon kleinere Rollen im Tatort, Erik Köhler wird demnächst im Weimar-Tatort zu sehen sein. 2013 machte die heute 26 Jahre alte Nina-Mercedés Rühl ihren Abschluss. Sie spielte bereits eine Hauptrolle auf der Freilichtbühne der Müritz-Saga, bevor es sie für ein festes Engagement ans saarländische Theater Überzwerg verschlug, wo sie unter anderem im Solo-Stück „Name: Sophie Scholl“ zu sehen ist. In der Rolle der Susanne Weilhammer war die Delitzscher Absolventin auch im saarländischen Tatort zu sehen. In Zukunft will die Schauspielerin die Sparten Hörbuch und Hörspiel sowie Synchron verstärkt in Angriff nehmen.

Vor allem vor die Kamera zieht es Erik Köhler. Der 32-Jährige tritt unter anderem im Tatort auf. Er wird demnächst in der Nebenrolle als “Jobst“ zu sehen sein und spielt den coolen Bomben-Experten von der Kriminaltechnik, der die Tatort-Kommissare Lessing (Christian Ulmen) und Kira (Nora Tschirner) über die Ereignisse informiert. Zunächst hatte die Rolle noch den Namen „Tobi“, wurde dann aber geändert. Das kennt Erik Köhler , ist routiniert in der TV-Arbeit. Zudem ist er als Entertainer und Moderator im Belantis-Ferienpark engagiert. Dort verdienen sich auch einige der amtierenden Studenten vom Oberen Bahnhof ihr Geld und finanzieren sich so praxisnah ihre Ausbildung in Delitzsch, sammeln Erfahrungen für den Umgang mit dem Publikum.    

Delitzscher Sommer wird wild: Akademie und Tiergarten zeigen „Zootopia“
vom 12.03.2016 >> LVZ Online
Das wird wild: Theaterakademie, Baff und Stadt Delitzsch kooperieren für schräge Dschungelshow

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VON CHRISTINE JACOB
 

Delitzsch. Er kann streng wie kaum einer sein. Und herzensgut dabei. Er kann laut werden beim Disziplin fordern und anschließend alle zum Lachen bringen. Stefan Kaminsky ist ein Tausendsassa des Theaterbetriebs – kennt als Schauspieler und Regisseur beide Seiten. Gut so. Er weiß, wie er seine Leute auf den Punkt bringt. „Und jetzt ficken“, lautete eine seiner Regieanweisungen fürs „SommernachtsTRAUMA“ 2014, den bisher größten und eindrücklichsten Erfolg der Theaterakademie Sachsen. Da wurde voller Spiellust auf der Bühne gesungen, gelacht, getanzt, Gras geraucht und eben auch kopuliert – beziehungsweise so getan als ob. Ergebnis: Ein Fest großen Theaters in der kleinen Stadt. Rund 600 begeisterte Gäste sahen die Shakespeare-Adaption im Oberen Bahnhof. Kein Kitsch, provokant und progressiv – so arbeitet Kaminsky. Erfolgreich. Ein Erfolg, der sich in diesem Sommer wohl wiederholen wenn nicht gar toppen lässt – denn es wird noch wilder, die Theaterakademie zieht fürs Sommertheater in den Tiergarten Delitzsch, kooperiert mit der Stadtverwaltung. Mit dem neuen Semester beginnen die Arbeiten an der Show, die am 17. Juni Premiere feiern soll. Die Bühne – und nicht nur die – des Tiergartens wird Schauplatz für „Zootopia“. Es soll eine schräge und bunte Dschungeslshow werden, ein tierischer Krimi und ein Musical. Leichtfüßig wie Sommertheater nun einmal sein soll, aber nicht ohne Anspruch, mit kritischen Tönen und Betrachtungen zur Zeit, in der wir leben. Mit „Zootopia“, erklärt der Regisseur, wird Theater im Theater geboten. Es ist eine tierische Parabel über die Existenz des Schauspielers. Das wiederum ist klassisches Thema einiger Stücke an der Schauspiel- und Musicalschule im Oberen Bahnhof, dort entwickelte beziehungsweise weiterentwickelte Stücke befassten sich schon oft mit der möglichen Zukunft ihrer Eleven. Im Paralleluniversum „Zootopia“ geht es um eine Show, die nach sechs Jahren abgesetzt werden soll. Was aber wird dann aus den Darstellern von Löwe, Zebras, Antilope oder Marabu? So schleichen sich Missgunst, Existenzängste und Heuchelei ein und verschwimmen die Grenzen zwischen Rolle und Schauspieler, zwischen Mensch und Tier. Erzählt wird mit aufwendigen Kostümen und mit beweglichen Bühnen. Der eitle Löwe will mit der Hilfe des intriganten Marabus dem klugen Zebra die Krone des Tierreiches entreißen. Es entspinnt sich eine Fabel um Liebe und Macht im Revue-Stil. Zynisch-komisch macht Kaminsky dieses Stück auch zu einem übers Scheitern und menschliche Eitelkeiten. Erneut ist die raue Realität des Showbiz Thema und beschreibt diese Tierparabel zugleich die Ängste unserer Gesellschaft, die nach dem Prinzip „höher, schneller, weiter“ durchs Leben hetzt. „Ein Blick hinter die Masken und Fassaden unserer Gesellschaft lohnt“, betont auch Akademieleiterin Jana Bauke, „in diesen bewegten Zeiten noch viel mehr.“ Für das Sommertheater kooperieren die aktuellen Viertsemester der Akademie auch mit dem Baff-Theater. Im Tiergarten werden angehende Musicaldarsteller und Schauspielschüler in die Rollen von „Zootopia“ schlüpfen. Weitere Vorstellungen soll es am 18., 24. und 25. Juni geben. Am 21., 22. und 23. Juni sollen zudem Schülervorstellungen geboten werden – diese eignen sich für Jugendliche ab 13 Jahre.   

Aschenputtel trägt jetzt Schuhgröße 38
vom 11.02.2016 >> LVZ Online
BAFF Theater gastiert mit modern inszeniertem Märchenklassiker im Eilenburger Bürgerhaus

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EILENBURG. Das moderne Aschenputtel „Anna“ (Cölestine Zoe Reich) ist in ihrer Freizeit nicht etwa mit Reiten oder Lesen beschäftigt, als ihre neue Stiefmutter (Anne Grünig) und Stiefschwestern Sissi (Luisa Marie Keltnitz) und Lissi (Eva Vinke) anklopfen. Mit Laptop macht sie es sich zuvor im Sessel bequem.  Das groteske Dreier-Komplott betritt am Mittwoch im exzentrischen Nerzmantel und übertriebener Skikluft die Bühne im Eilenburger Bürgerhaus. Kaum sind sie angekommen, sorgen sie bei rund 360 Zuschauern für große Erheiterung. Das Stück „Weihnachtsmärchen Aschenputtel“ haben das Delitzscher BAFF Theater
und die Jungschauspieler der Theaterakademie Sachsen schon oft in Delitzsch aufgeführt, nun auch in Eilenburg und am Donnerstag in Borna. Den bekannten Märchenstoff hat Regisseurin Petra Ehlert pfiffig, einzigartig und modern aufbereitet. So gibt es anstatt der zaubernden Fee zwei tollpatschige, lispelnde Kobolde (Fabian Trott und Freijdis Jurkat) in farbenprächtigen Kostümen. Das Ballkleid und die Stöckelschuhe für Anna werden von „Zalanto“ geliefert und „Waka Waka
(This Time For Africa)“ von Shakira dröhnt aus den Boxen, das die Kleinen freudig mitträllern. Köstliche Unterhaltung bieten die streitsüchtigen, einfältigen Stiefschwestern, die beim Tanzen den Prinzen Johnathan (Tobias Greiner Lar) führen. Dieser hat Angst vor heiratswilligen „Weibern“. Den Kobolden ist es zu verdanken, dass er Anna schließlich findet und den verlorenen High Heel bringt. Die trägt Schuhgröße 38, noch so eine Parodie. Anstatt zierlicher 36, ist es die gängige
38. Die Füße der Stiefschwestern sind mit 41,5 allerdings noch gewaltiger – da hat Aschenputtel aber noch mal Glück gehabt.

Akademie-Studentin Lou vertritt Schule auf der großen Bühne
vom 04.01.2016 >> LVZ Online
Im Bundesgesangswettbewerb in Berlin ist die 19-Jährige unverhofft bis ins Finale gekommen

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VON CHRISTINE JACOB

DELITZSCH. Am Ende hat es nicht für den Sieg gereicht. Nicht mal für einen der ersten fünf Plätze, die die Jury im Bereich Musical/Chanson im Bundesgesangswettbewerb überhaupt benannt hat. Vielleicht ist sie auf dem Platz 19 von 19, vielleicht im Mittelfeld. Vielleicht hat sie einen der ersten fünf Plätze auch nur knapp verpasst. Luisa Marie Kettnitz, genannt Lou, weiß es nicht und ist trotzdem überglücklich. In der Junior-Kategorie der bis 24-Jährigen ist die Musical-
Studentin angetreten. „Ich hätte nicht damit gerechnet, überhaupt in die zweite Runde zu kommen“, sagt die 19-Jährige.

Die Idee, am Bundesgesangswettbewerb teilzunehmen, entstand spontan. Irgendwann im Frühsommer im Unterricht mit Gesangslehrer Stephan Gogolka im Oberen
Bahnhof ergab ein Wort das andere und Lou Kettnitz trat an. Sie erarbeitete gemeinsam mit ihren Lehrern ein Programm von 30 Minuten, in dem sie Tanz und Gesangsnummern präsentiert. Es galt, sich im gesprochenen Text genauso zu beweisen wie in der Gesangsnummer am Mikro. Nach der Vorauswahl vor wenigen Wochen in Leipzig kam die Nachricht, dass Lou Kettnitz auch in Berlin zum Halb- und schließlich zum Finale antreten darf. 19 Finalisten waren sie. „Top 19 zu sein, reicht mir absolut“, sagt die 19-Jährige. Zumal die Zeit der Vorbereitung recht knapp gewesen sei. Manche ihrer Konkurrenten hätten sich wesentlich länger vorbereitet, schätzt die Studentin ein. „Aber es war gut, diese Konkurrenz mal zu sehen“, meint sie, „das sind die, mit denen wir nach dem Abschluss an der Akademie permanent zu tun haben werden.“ Derzeit ist Lou Kettnitz im dritten Semester, sechs Semester dauert die Ausbildung. Danach wird  sie sich, so realistisch ist die 19-Jährige, in etlichen Castings beweisen müssen und sich einer harten Konkurrenz gegenüber sehen. Jetzt schon mal ausloten zu können, was diese Konkurrenz drauf hat,  sei gut. „Der Markt ist hart. Ich bin ganz zufrieden, wenn ich mein Geld mit diesem Beruf verdienen kann.“ Dennoch: Was anderes als diesen Beruf kann sich die angehende Musicaldarstellerin nicht vorstellen. „Seit ich klein war, habe ich Theater gespielt und getanzt“, erinnert sie sich. Die Theaterakademie Sachsen in Delitzsch sei etwas Vertrautes außerhalb der Heimat. Die liegt für Luisa Marie Kettnitz in Bayern. Aufgewachsen ist sie in Dachau. Ihre Eltern stammen aus Hoyerswerda, die Großeltern leben nach wie vor im Osten. Mit Nebenjobs finanziert sie sich das Studium in Delitzsch, wohnt in Leipzig. Dabei ist das Studium bereits ein Vollzeitjob, müssen die Schauspieler und Musicaldarsteller in spe unter anderem viel Zeit in ihre Fitness investieren. „Wir machen mehr als nur Unterricht“, sagt Lou Kettnitz. Es sei eine Frage der Organisation, ob sie dann auch noch einmal beim Bundesgesangswettbewerb antritt.

Promi-Verstärkung: Reiner Heise heuert bei Delitzscher Theaterakademie an
vom 28.04.2015 >> LVZ Online
Delitzsch. Eine Ausbildungsstätte, das ist die Theaterakademie Sachsen im Oberen Bahnhof in erster Linie. Aber auch eine Delitzscher Einrichtung, die regelmäßig große Kultur für kleines Geld bietet. Beides verband sich am Sonntag, dem TheaterSonntag, für schlappe fünf Euro zu einem mehr als vierstündigen Mammutprogramm, die Steigerung inbegriffen.

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Delitzsch. „Der Hut des Brigadiers“ und „Elementarteilchen“ im Kino. Etliche Polizeiruf-Episoden und viele Rollen im Tatort. Hörspiele und Theater.  Dozententätigkeit, unter anderem an der renommierten, staatlichen „Ernst Busch“- Schule in Berlin, an der er 1984 selbst Meisterschüler-Absolvent war.  Schauspieler, Regisseur und Dozent Reiner Heise kennt das Geschäft und die Härten mit den Brettern, die so vielen doch die Welt bedeuten. Jetzt, seit Frühjahr ist er als Dozent in Delitzsch engagiert, bringt er den Studenten der Theaterakademie Sachsen was bei – und inszeniert ein medienkritisches
Sommertheater-Stück. „Die sind noch nicht fertig, aber ich will sie fördern und ihnen Mut machen“, sagt er über seine drei Schülerinnen. Im vierten Semester – ein Jahr Ausbildung haben sie noch vor sich – sollen sich Tanja Bunke, Loraine Ziemke und Franziska Ritter-Borchardt in einer Sommertheater-Produktion  beweisen. Heise hat ein Stück für die drei jungen Frauen gesucht und verwandelt bekannte Motive in feinsinnige Medienkritik, die ohne erhobenen Zeigefinger, sondern lieber mit dem Kloß im Hals am Ende des Stücks daherkommt. Das Stück ist der richtige Mix aus Leichtigkeit eines Sommertheaters und handfester Kritik, die den Zuschauer potenziell mit Grübelfalten entlässt. „Großer Bahnhof“ heißt das Werk und greift eine Castingsituation auf: Drei junge Mädchen versuchen, ihre Träume Wirklichkeit werden zulassen und wollen als Moderatorinnen eines Lifestylemagazins im Fernsehen durchstarten. Es bleiben: Wünsche, Hoffnungen, Sehnsüchte – und verlorene Illusionen. Geschickt und ganz bewusst greift der Regisseur die Lebenswirklichkeit seiner erst 20 Jahre alten Schauspielschülerinnen auf und arbeitet mit einem Stoff, wie er besser nicht zur Theaterakademie passen könnte. Denn das Leben als
Schauspieler? Es ist ein einziges und scheinbar ewiges Casting. Es ist hart, oft auch verletzend. Das weiß er und das bringt er den Mädchen bei. Binnen weniger Wochen, seit Mai erst laufen die Proben, haben Reiner Heise und die drei jungen Frauen ihren Stoff auf die Beine gestellt. „Wir bereichern uns gegenseitig“, sagt Heise. „Mein Wunsch, auf die Bühne zu gehen, hat sich gefestigt“, bilanziert zum Beispiel Franziska Ritter-Borchardt die Arbeit mit dem großen Mann des Schauspiels. Am liebsten zieht der seine Schuhe zu den Proben aus und sitzt in Socken da, weil das entspannter ist. Reiner Heise lässt
seine Schülerinnen so kurz vor der Premiere einfach machen. Sie proben das Stück, wieder und wieder. Reiner Heise nickt zufrieden, wenn es zum großen
Showdown kommt oder hebt den Daumen, wenn die Gefühle von der Bühne so greifbar rüberkommen, dass sie den Zuschauer packen. „Sie machen ihre Sache gut“, sagt er. Er versteht ihren Traum. Er weiß aber auch und macht seinen Schülern gegenüber keinen Hehl daraus: Von dem Job des Schauspielers
können nur die wenigsten leben, so ist die Branche. Abrechnen mit den Medien und den Castings ist eine Möglichkeit, den einen den Spiegel vorzuhalten und den anderen das Klarkommen zu erleichtern.

Text: Christine Jacob

Volle Leistung, volles Haus - Theatersonntag an der Akademie zeigt, was Absolventen können
vom 28.04.2015 >> LVZ Online
Delitzsch. Eine Ausbildungsstätte, das ist die Theaterakademie Sachsen im Oberen Bahnhof in erster Linie. Aber auch eine Delitzscher Einrichtung, die regelmäßig große Kultur für kleines Geld bietet. Beides verband sich am Sonntag, dem TheaterSonntag, für schlappe fünf Euro zu einem mehr als vierstündigen Mammutprogramm, die Steigerung inbegriffen.

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Drei von ursprünglich vier geplanten Musical-Abschlussproduktionen – eine Darstellerin/Studentin war erkrankt – und das Stück „EXIT Reality“, das bereits Mitte April Premiere feierte (LVZ berichtete), bekamen die Gäste zu sehen. Damit haben die Studenten nach sechs Semestern ihre Ausbildung von „solide“ bis „fulminant“ zu Ende gebracht. Dass viele Delitzscher unter den Gästen waren, freute Leiterin Jana Bauke. Schließlich gilt es nach all den Jahren seit Eröffnung 2008 für die Ausbildungsstätte noch immer, sich als Spielstätte in der Loberstadt zu etablieren. Sogar noch Stühle dazu zu räumen galt es zum Auftakt des Tages mit „Interview mit Racheel De Pont“. Absolventin Jo-Ann Kirchner hatte gemeinsam mit ihrer Dozentin ein etwa 40-minütiges Musical-Programm erarbeitet, das gleichzeitig Prüfung war. So lautete nun einmal die Aufgabenstellung an die Absolventen, bei der es galt zu zeigen, dass man Schauspiel, Gesang und Tanz perfekt bis zur Bühnenreife gelernt hat. Doch fast schon zu perfekt war das, was Jo-Ann Kirchner ablieferte. Ihre Reise ins Jahr 2055, die Reise zur imaginären Berühmtheit Racheel De Pont, war so flippig bunt und als Feuerwerk ihres Könnens angelegt wie es über weite Strecken zu glatt erschien, die Authentizität (noch) fehlte, das Gefühl nicht aufs Publikum überging. Dagegen ließen Michael Martin in seiner Rolle als Drag Queen Trixie in seinem Stück „Auch ohne Plateau Niveau“ und Nele Rook in ihrer Antigone-Interpretation "NeleGone" das Publikum die Emotion erfahren, verkörperten und hauchten ihren Rollen nicht bloß Leben ein, pumpten sie voll damit. Von der Durchlässigkeit des Schauspielers spricht man auch gerne. Beide schafften es mehr als die bloße Darstellung zu geben und fesselnder zu sein als jemand, der „nur“ sein Handwerk gut beherrscht. Michael Martin interpretierte Bewährtes wie „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke ebenso erfrischend neu wie moderne Poetry-Slam-Stücke. Und Nele Rook zeigte von der  ersten Sekunde an jene Präsenz, bei der der Zuschauer mit ihrer Version der Antigone leidet und liebt. „NeleGone“ erwies sich als eine vor Kraft und Mut strotzende junge Frau, die vor nichts Angst hat und anderen damit Angst macht. Der lang anhaltende Beifall gab der Absolventin Nele Rook so hoffentlich die Gewissheit, dass ihr Weg der richtige sein wird.

Text: Christine Jacob

Theater bis ins Mark: „EXIT reality“ befasst sich mit Rassismus
vom 20.04.2015 >> LVZ Online
Delitzsch. Das ist aus. Stille. Keiner klatscht. Erst mal sacken lassen. „EXIT Reality“, die Abschlussproduktion des 6. Semesters an der Theaterakademie Sachsen, hat am Freitagabend mit dem Publikum genau das gemacht, was Theater kann, darf, ja muss: es geht bis ins Mark, es trifft, bewegt, beschäftigt.

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Erst nach einer Weile bricht der Beifall aus den Premierengästen heraus. Helen und Danny, vor wenigen Tagen haben sie erfahren, dass sie Eltern werden, wollen einen romantischen Abend verbringen. In den platzt Helens Bruder Liam. Blutüberströmt. Erst sagt er, das Blut klebe an ihm, weil er einem verletzten  Mann helfen wollte. „Irgend so ein Typ...“, sei das, „ein Araber“. Helen, seit dem Tod der Eltern fühlt sie sich verantwortlich für Liam, will nicht, dass Danny zur Polizei geht. Der will dem „da draußen“ helfen und warnt, dass er verbluten könne. Rede. Gegenrede. Was ist mehr wert? Die „heile“ Familie hier drinnen? Oder irgendwer da draußen? Noch dazu ein Ausländer? Es entwickelt sich ein Kammerspiel – treffend gespielt, packend inszeniert. Wenn Liam seine Hetze mit „Ich bin ja kein Rassist“ beginnt, will man vor diesem von Schauspielstudent Maximilian Westphal erschütternd zwischen Naivität und Brutalität angesiedelten Kerl unweigerlich die Arme verschränken, so widert er einen an. Zeit und Raum für die Tiefe der Figuren lässt Regisseur Stefan Kaminsky in seiner 90-minütigen Inszenierung. Da sitzt Jens Bache als Danny lange nur stumm am Küchentisch und seine Zweifel, ja sein Verzweifeln überträgt sich auf die Zuschauer. Wenn das Schattenbild von Helen (Maximiliane Hanusch) und Danny zu sanfter Popmusik deren Entfremdung zeigt und sie an Abtreibung denkt, weil die Welt eine schlechte ist ... da müsste wie Liam zu Kälte fähig sein, wer nicht mit Gefühlen kämpft. Und so bleibt die Kehle trocken, als Danny – nachdem er einen von Stichen durchbohrten und mit Benzin überkippten Mann „da draußen“ gefunden hat – offenbart, was sein Schwager getan hat. Dieses Stück schmerzt. Gut so. Wahrheit tut weh.

Das Stück ist am Sonntag um 19 Uhr im Rahmen des Theatersonntags zu sehen. Ab 15 Uhr öffnet die Akademie, zu erleben sind auch drei Musical-Programme.

Text & Foto: Christine Jacob

 

 

Großer Bahnhof an der Theaterakademie
vom 26.03.2015 >> LVZ Online
Sie wollen, dass noch mehr den Oberen Bahnhof kennenlernen, ihn als Kulturstätte wahrnehmen, den großen Bahnhof kulturellen Lebens in der Kleinstadt erfahren - das Team der Theaterakademie Sachsen will das laufende Sommersemester für die nächste große Öffentlichkeitsoffensive nutzen, Allianzen vor Ort und darüber hinaus bilden - denn finanziell reich ausgestattet ist das Haus nicht.

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Sie wollen, dass noch mehr den Oberen Bahnhof kennenlernen, ihn als Kulturstätte wahrnehmen, den großen Bahnhof kulturellen Lebens in der Kleinstadt erfahren - das Team der Theaterakademie Sachsen will das laufende Sommersemester für die nächste große Öffentlichkeitsoffensive nutzen, Allianzen vor Ort und darüber hinaus bilden - denn finanziell reich ausgestattet ist das Haus nicht.

Eigentlich ist es ein Leipziger Projekt, vermitteln die Kulturpaten (www.leipzigerkulturpaten.de) praktische Hilfe zwischen Kultur und Wirtschaft in der Messestadt. Mit der Theaterakademie Sachsen wird jetzt nordsächsisches Gefilde berührt. Doch der Leipziger Matthias Sturm, Inhaber von Sturm-Kommunikationssysteme, fand genau in der Akademie auch als Musicalausbildungsstätte seine Leidenschaft für Singen und Tanzen wieder und entschied sich daher für die Delitzscher. Nun kümmert er sich als Helfer um die IT-Probleme des Hauses. "Es geht weniger um finanzielle als um praktische Hilfe, womit aber natürlich auch Geld gespart werden kann", heißt das. Für das Team des Delitzscher Theaterbetriebs ist dies Ansporn, sich weiter umzutun. "Wir wollen enger mit der Unteroffiziersschule des Heeres zusammenarbeiten", schildert Jana Bauke, zuständig für geschäftsführende und künstlerische Leitung. So sind bereits Spenden von der USH an die Akademie gegangen, dort wiederum will man den Soldaten mit Kultur mehr von Delitzsch zeigen. Auch eine engere Zusammenarbeit mit dem Tiergarten können sich die Kulturmacher vorstellen, wollen den Schulen vor Ort wieder Programme anbieten, damit die Kinder vor Ort und ohne großen logistischen Aufwand Theater erleben können.

"Und wir wollen einen extrem spannenden Kulturtag für alle Delitzscher bieten", sagt Jana Bauke. Mit knapp 20 Studenten läuft das Studienleben an der Akademie ordentlich, hat sich die Schule seit ihrer Gründung im Jahr 2008 etablieren können. Ein Mehr ist aber auch bei den Publikumszahlen wünschenswert. Daher öffnet sich die Akademie in diesem Jahr über das inzwischen Klassiker gewordene Sommertheater hinaus. "Zwischen dem 17. und 26. April sind die diesjährigen Abschlussprogramme unserer Schauspiel- und Musical-Auszubildenden zu sehen. Bevor sieben Schüler den letzten Teil ihrer Ausbildung, das Praxissemester an den Landesbühnen Sachsen, antreten, zeigen sie, was sie in der dreijährigen Ausbildung gelernt haben", schildert Kulturpädagogin und Assistentin Maria Schüritz. Aufwendiger als bisher wird an den Abschlussinszenierungen gearbeitet. Zu erwarten sind vier einzigartige Soloprogramme. Bereits am 17. und 18. April sind die Inszenierungen zu sehen. Mit Buenaventura Negron Rivera de Braunstein, Ansgar Schäfer, Jana Bauke und Linda Rietdorff sind Dozenten am Werk, die für alles andere als 08/15-Inszenierungen bekannt sind. So verhält es sich auch mit Stefan Kaminsky, der der Theaterakademie mit seiner 2014er-Produktion "SommernachtsTRAUMA" einen großen Erfolg von mehreren Hundert Besuchern und wieder und wieder ausverkauftem Haus einbrachte. In "EXIT REALITY" erproben sich unter Anleitung Kaminskys drei Schauspiel-Studenten an einem brandaktuellen Text - es wird politisch, befasst sich mit Rechtsradikalismus.

Für den großen Theatersonntag am 26. April steht der Obere Bahnhof ganz im Zeichen dieser Abschlussprogramme. In der Zeit von 15 bis 20.30 Uhr öffnet die Theaterakademie Sachsen ihre Türen für alle Interessierten. Die Abschlussinszenierungen sind in einer Reihe zu sehen. "Wer mag, schaut sich nur ein Stück an, trinkt einen Kaffee und geht wieder. Oder er kommt erst zum Schauspiel. Oder er bleibt die ganze Zeit", macht Jana Bauke klar, dass dieser Tag vor allem Spaß machen soll.

Platzreservierung unter 034202/36070 oder info@theaterakademie.net ist empfehlenswert, da sich bereits viele Gäste angekündigt haben.

Text: Christine Jacob
Foto/Archiv: Alexander Bley

Studenten und Besucher zeigen ihr Können
vom 17.01.2015 >> Leipziger Volkszeitung
Talente-Schau am Oberen Bahnhof Beim Tag der offenen Tür an der Theaterakademie in Delitzsch zeigen Studenten und Besucher ihr Können Von Christine Jacob

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Der große Andrang war es nicht. Verhalten startete am Donnerstag der Tag der offenen Tür an der Theaterakademie Sachsen im Oberen Bahnhof, nur ein paar Neugierige blickten hinter die Ausbildungskulissen. Dass ganze Busladungen voll Menschen kommen, ist an solchen Tagen auch nicht Plan der Akademie. Denn auch so bringt er was: "Einige haben sich gleich für den Aufnahmeworkshop angemeldet", deutet Cathrin Moeller, zuständig für die pädagogische Leitung an der Akademie, am Ende des Tages einen Erfolg. Am Wochenende 31. Januar/1. Februar können sich Interessierte im Oberen Bahnhof mit den Fächern vertraut machen. Bei erfolgreicher Absolvierung ersetzt dies die Teilnahme an einer Eignungsprüfung.
"Ja, das hier wäre schon was für mich", sitzt mit großen Augen Franziska Linke am Donnerstag im Saal der Theaterakademie Sachsen und schaut dem Unterricht in Schauspiel-Grundlagen bei Joachim Unger zu. Gerade sollen die Studenten eine Szene improvisieren, in der sich einer in den anderen verliebt. Unger lässt seine Schüler machen, wirft immer mal ein "Genau! Ja! So!" ein, wenn ihm gefällt, was er sieht. "Und denkt dran, dass ihr das Gezeigte reproduzierbar machen müsst, ihr müsst es wieder spielen können", erinnert der Dozent seine Klasse, "unsere Aufgabe auf der Bühne ist es, das Besondere eines Vorgangs zu erzählen." Lockere Atmosphäre bei intensiver Arbeit, die 26-jährige Franziska aus Leipzig ist froh, den Weg nach Delitzsch gefunden zu haben. "Ich habe einfach nach Schauspielschulen im Raum Leipzig gesucht und bin auf die Akademie gestoßen", sagt sie. Dass es keine Altersbegrenzung für die Aufnahme an der Akademie gibt, hat sie erst recht überzeugt. "Ich will mich neu orientieren", so die gelernte Kinderkrankenschwester.
Weniger an Schauspiel-Grundlagen-Seminar, dem Tanz- und Bewegungsunterricht oder der Sprecherziehung sind dagegen Renate und Manfred Springer interessiert. Das Rentnerpaar aus Delitzsch ist gekommen, um zu sehen, was aus dem früheren Bahnhof geworden ist. Die Akademie gebe es zwar schon eine Weile, doch nun hätte sie die Neugier einfach richtig gepackt, sagt Renate Springer. "Es ist schön zu sehen, mit welcher Intensität diese jungen Leute ihre Ausbildung verfolgen und wie sie an sich arbeiten", schwärmt die Seniorin, "sonst kann unsereins doch nicht wissen, wie so eine Schauspielausbildung eigentlich abläuft".

Kleine Bühne: Musical- und Schauspielstudenten des 5. und 6. Semesters legen eine spontane Session für die Gäste zum Tag der offenen Tür ein.


Foto: Wolfgang Sens
Text: Christine Jacob

Wir bieten einen qualitativ hochwertigen Unterricht
vom 21.10.2014 >> Leipziger Volkszeitung
Jana Bauke, neue Chefin der Schauspiel- und Musical-Berufsfachschule, will die Zusammenarbeit mit der Region vertiefen

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Delitzsch. Im Sommer hat Jana Bauke die künstlerische Leitung der Theaterakademie Sachsen von Susi Kaden übernommen. Im Interview spricht die Schauspielerin über ihre neue Aufgabe an der Delitzscher Berufsfachschule.

Was ist das Besondere der Theaterakademie in Delitzsch. Warum sollten sich junge Leute gerade hier zum Darsteller ausbilden lassen?
Weil wir einen qualitativ hochwertigen Unterricht bieten. Für uns arbeiten sehr gute Dozenten, die alle an staatlichen Hochschulen unterrichten und einen sehr guten Ruf genießen. Zudem sind die Dozenten im Schauspielfach selbst alles ausgebildete und erfahrenen Schauspieler. Für eine Privatschule bieten wir viel Unterricht, vor allem auch Einzelunterricht. Hier wird eine familiäre Atmosphäre gepflegt und die Wege zueinander sind kurz. Nicht zuletzt haben wir mit dem ehemaligen Oberen Bahnhof ein sehr schönes Gebäude, in dem wir allein sind, uns frei bewegen können und keine Lärmschutzregeln beachten müssen. Das ist toll für die Schule und die Auszubildenden.


  (...)

Interview: Thomas Steingen

Großer Bahnhof für den Schauspiel-Nachwuchs
vom 21.10.2014 >> Leipziger Volkszeitung
Neue Chefin, bekannte Dozenten und jede Menge Ideen für weitere Projekte - die Theaterakademie Sachsen startet ins nächste Ausbildungsjahr. Zu finden ist sie im ehemaligen Oberen Bahnhof von Delitzsch.

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 Delitzsch. Laute Musik dringt aus dem Bewegungsraum der Theaterakademie Sachsen in Delitzsch. Seit gut zwei Wochen läuft im ehemaligen Oberen Bahnhof in der Anna-Zammert-Straße wieder der Unterricht. Mit nunmehr 21 Auszubildenden startete am 6. Oktober das neue Semester an der privaten Berufsfachschule, die in Trägerschaft des BAFF-Theater-Vereins betrieben wird. Mit Cölestine Zoe Reich, Michelle Bergner, Freijdis Jurkat, Luisa Marie Kettnitz, die sich als Musicaldarsteller ausbilden lassen, sowie Eva Vinke, Marie Spinka, Fabian Trott und Tobias Greiner-Lar im Bereich Schauspiel sind acht neue Studenten, wie die Azubis an der Akademie gern genannt werden, unter ihnen. Sie kommen aus Luckau, Lauscha, München, Bielefeld und der Leipziger Region.

An diesem Nachmittag ist für das Musicalfach Tanzunterricht bei Silke Neumann angesagt. Für die Neuen gilt es, Grundlagen des Jazztanzes zu erarbeiten, den eigenen Körper kennenzulernen, um zu wissen, was für den Einzelnen mit ihm möglich ist. Vor der großen Spiegelwand demonstriert die Dozentin die Bewegungen, die die vier jungen Frauen möglichst genau mitmachen müssen. Freijdis Jurkat muss sich stark konzentrieren, um den Bewegungsablauf folgen zu können. "Die Arm-Bein-Koordination fällt mir noch schwer", sagt die Markkleebergerin in einer Pause. Doch sie ist zuversichtlich: "Man darf sich nicht unterkriegen lassen, wenn es nicht gleich klappt." Ansonsten macht ihr die Ausbildung an der Akademie Spaß. "Besonders das Singen", erzählt die 18-Jährige. Ihr großer Traum ist es, einmal in dem Musical "Tanz der Vampire" die Rolle der Sarah zu spielen. Doch die junge Frau weiß auch, bis dahin ist es ein langer und harter Weg.


Für ihren Kommilitonen Tobias Greiner-Lar aus dem Schauspielfach wäre Jacob Marley in der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens eine Figur, die er gern einmal spielen möchte. Für ihn und seine drei Mitstreiter steht im Nachbarraum Bewegungsunterricht auf dem Stundenplan. Schon in den ersten Einheiten hat Tobias zu spüren bekommen, dass die Ausbildung an der Berufsfachschule sehr hart sein kann. "Ich habe mich vorher intensiv informiert und weiß, worauf ich mich eingelassen habe", erzählt der 17-Jährige. Obwohl er erst wenige Tage hier sei, fühle er sich schon richtig dazugehörig. "Die Älteren haben uns prima aufgenommen." Tobias Greiner-Lar kommt aus dem thüringischen Lauscha und spielt seit dem Kindergartenalter in verschiedenen Theatergruppen. Und weil er sich auf der Bühne wohlfühlt, ist sein Wunsch, Schauspieler zu werden, naheliegend.


Eine Etage höher läuft die erste szenische Probe zu MIK. Dahinter verbirgt sich Musical im Kino, ein Projekt des dritten Studienjahres, das Christian Alexander Müller, der mit dem Musical "Phantom der Oper" zu einem bekannten Darsteller geworden ist, inszeniert. Bobby heißt der Arbeitstitel des Projektes. Bobby hat 30. Geburtstag und will eine Partie feiern. Aber alle sagen ab, bis auf drei seiner Exfreundinnen. In der zu probenden Szene philosophieren die vier Darsteller gerade darüber, ob Bobby mit seinen 30 Jahren schon bereit für eine Ehe ist.


Mit MIK - Musical im Kino will die Theaterakademie ab 28. November das neue Delitzscher Kino Markt Zwanzig bespielen. Es ist eins von mehreren Projekten, mit denen Jana Bauke, die neue künstlerische Leiterin der Akademie, die Schule voranbringen möchte. Klassenzimmertheater - Picknick im Felde und das Weihnachtsmärchen "Katzenglück", das in Zusammenarbeit mit dem BAFF-Theater einstudiert und aufgeführt wird, sind weitere Vorhaben, die in diesem Semester umgesetzt werden sollen.


Mit Jana Bauke, Cathrin Moeller und Maria Schüritz hat im Sommer ein neues Trio die Geschicke der Theaterakademie in die Hand genommen. Die drei Frauen wollen Begonnenes fortführen, Neues wagen. Akademie-Urgestein Cathrin Moeller bleibt weiterhin Pädagogische Leiterin. Die Schauspielerin Jana Bauke hat im August als Nachfolgerin von Susi Kaden, die aus beruflichen Gründen in die Schweiz gezogen ist, die geschäftsführende und künstlerische Leitung übernommen. Als rechte Hand steht ihr seit September die Kulturpädagogin und Musikerin Maria Schüritz zur Seite.


Jana Bauke ist bereits seit fünf Jahren Dozentin in der Anna-Zammert-Straße. Einem größeren Publikum ist sie durch ihre Rolle als Ärztin in der Fernsehreihe Soko Leipzig bekannt. Jana Bauke studierte an der Humboldt-Universität in Berlin Geschichte und Germanistik, erwarb einen paritätischen Schauspielabschluss und spielte unter anderem am Thalia Theater Hamburg, Theater Magdeburg und am Schauspiel Leipzig. Als Dozentin arbeitete Bauke an der Hochschule für Musik und Theater (HMT) "Felix Mendelssohn Bartholdy" in Leipzig.


Neben den neuen Auszubildenden begrüßt die Theaterakademie in diesem Semester als neue Dozentin für Schauspielgrundlagen Franziska Kleinert. Sie gehörte zum Ensemble der "Freien Kammerspiele" Magdeburg und inszeniert eigene Abende. Seit 2005 unterrichtet sie deutschlandweit an verschiedenen Schauspielschulen.


Christian Alexander Müller gehört zu den führenden Männern der deutschsprachigen Musicalszene. Bekannt wurde er als jüngstes Phantom aller Zeiten am Essener Colosseum Theater in Andrew Lloyd Webbers "Das Phantom der Oper". Er unterrichtete ebenfalls erfolgreich an der HMT Leipzig. Im September gab Müller sein Rollendebüt als Jean Valjean in dem Musical Les Misèrables am Landestheater Linz. In seinen Händen liegt in Delitzsch nun das MIK-Projekt.
Bei der Theaterakademie freut man sich des Weiteren, dass Thomas Dehler, der bereits mehrere Szenenstudien geleitet hat, mit an Bord ist. Er wird das Weihnachtsmärchen "Katzenglück" inszenieren. Dehler war lange Studioleiter am Schauspiel Leipzig und unterrichtet an der HMT Leipzig und der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam.


"Auch Friedhelm Eberle, der an der HMT Leipzig Professor für künstlerisches Wort war, konnten wir wieder als Dozenten für den Sprech-Chor-Workshop gewinnen", informiert Jana Bauke. Eberle gehörte seit den 1960er-Jahren bis 2007 zum Ensemble des Schauspiels Leipzig. In der Krimi-Reihe "Polizeiruf 110" spielte er den Hauptmann Reichenbach.


Die Theaterakademie Sachsen bildet Darsteller für dramatische Bühnenkunst in den Fächern Schauspiel und Musical aus. Szenenvorspiele, Sommertheater oder Weihnachtsmärchen stehen auf dem Programm. Weil die HMT in Leipzig die Musicalausbildung eingestellt hat, ist die Berufsfachschule in Delitzsch neben den Berliner Schulen in den neuen Bundesländern die einzige Ausbildungsstätte für Musicaldarsteller.


Dass sich mit der in Delitzsch erworbenen Ausbildung Türen zu den Brettern, die die Welt bedeuten, öffnen lassen, beweist der Werdegang einiger Absolventen. So beispielsweise Christin Rettig, die in Delitzsch Musical studierte. Von März bis Juni war die Döbelnerin mit dem Musical "Grease" auf Tour, und im Sommer hatte sie eine Solorolle auf der Felsenbühne Rathen im Musical "Fame". Derzeit ist Rettig am Erfurter Theater als Musicaldarstellerin für "Kiss Me Kate" engagiert. Benno Göschick war 2014 im einem Werbespot des Autoherstellers Kia zu sehen. Nach seiner Zeit an der Akademie hatte er auch ein Engagement am Central-Kabarett Leipzig.


Eine Anstellung an einer Bühne sucht Erik Köhler noch. Er ist einer der vier diesjährigen Absolventen. Mit 27 Jahren aus der Hotelbranche gekommen, stellte er sich an der Theaterakademie einer gänzlich neuen Herausforderung. "Die Zeit hier hat mich sehr verändert. Ich habe mich besser kennengelernt und zu einer neuen Lebenseinstellung gefunden", blickt er zurück. Besonders geprägt habe ihn das Praxissemester an den Landesbühnen Sachsen. "Dass die Theaterakademie eine solche praktische Ausbildung auf der Bühne vor großem Publikum ermöglicht, ist für die Studenten ein großen Plus", lobt der frisch gebackene Schauspieler. 

Tanzunterricht für die neuen Musicalstudenten: Regie führt die Dozentin Silke Neumann (links). Foto: Wolfgang Sens

 

Quelle: LVZ vom 21.10.2014 
Text: Thomas Steingen

Schule, die sich auszahlt
vom 29.04.2014 >> Leipziger Volkszeitung
Theaterakademie Delitzsch schickt ihre Absolventen auf die große Bühne

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Delitzsch. Nichts, was sich zu haben lohnt, bekommt man geschenkt? Selbst die Gabe, andere zum Lachen zu bringen, will am Ende gelernt und selbst ein noch so großes Talent geschult sein. So ist es an jeder echten Schauspielschule und so stellt es sich auch in der "Schule mit Clowns" von Friedrich Karl Waechter dar. Ein vor fast 40 Jahren entstandener und schnell zum Klassisker avancierter Spaß des Kinder- und Jugendtheaters. Die Vorpremiere einer reich mit Komik gefüllten Inszenierung konnten die Gäste am Wochenende an der Theaterakademie Sachsen im Oberen Bahnhof Delitzsch erleben. Premiere wird ganz woanders sein - auf der Felsenbühne Rathen, mehr als 120 Kilometer entfernt von Delitzsch.

Das ist das Zeugnis der Kooperation mit den Landesbühnen Sachsen. Dort absolvieren die Studenten der Theaterakademie ihr Praxissemester, schließen ihr Studium in der Loberstadt ab und gehen an und auf die große Bühne. Dass sie in den sechs Semestern an der Theaterakademie Sachsen ihr Handwerk gelernt haben, haben Anna Karoline Schiela, Jennifer Demmel, Isa Etienne Flaccus, Theresa Neumann, Erik Köhler und Max Fischer mit dieser Aufführung einmal mehr unter kurzweiligen Beweis gestellt. Als Clownsschüler beziehungsweise deren Lehrmeister, verkörpert von Schiela und Demmel, verstehen sie es in der Kooperations-Produktion von Landes- und Akademiebühnen die Zuschauer vom ersten Moment an für sich, das Spiel und die Lust am Spiel zu begeistern.

Die ersten glucksenden Kinderlaute aber auch hüstelnde Erwachsenenschmunzler sind Max Fischer schon binnen der ersten Spielminute als Clown Wiesel sicher. Es folgen im Zusammenspiel aller sechs Darsteller Lacher auf Lacher, glückliche Kinder und zufriedene Erwachsene. So soll es sein. So soll es sein. "Schule mit Clowns" ist ein Stück für Kleine, Größere und erwachsene Begleiter ab 6 Jahre. Es ist die Aufgabe des Dr. Sinn, den vier Clowns Wiesel, Quaste, Schmaltz und Karfunkel Unterricht zu erteilen. Seine mit Strenge vorgetragenen Kapitellesungen - kleine Geschichten von gealterten Narren oder auch flirtenden Begegnungen - sind die Vorgaben für die Clownsspiele seiner Schüler. So wird keine Szene zu lang für die Kleinen, für die Größeren und Großen ergibt am Ende doch alles einen großen Sinn. Die Schüler schlüpfen in die Rollen, spielen die verschiedenen Geschichten nach - aber eigentlich nur selten so wie sie sollen, sondern meist nach eigenen Regeln. So kommen Akrobatik, Tanz, Turbulenz und so letztlich der Spaß nicht zu kurz, wenn die "Respekt- und Disziplinlosigkeit" seiner Eleven Dr. Sinn - im ständigen Wechsel und manchmal Doppel zweier Darsteller -  schier zur Verzweiflung treibt. Er versucht Sinn zu stiften, wo es sinnlos ist. Wobei dem Glucksen der im richtigen Maß von Überspitzung und Zurückhaltung vorgetragende Sprachfehler des Dr. Sinn nicht abträglich ist: "Tie Vorfälle von Treistikkeit unt Respektlosikkeit hapen ssich in ter letzten Zeit kehäuft. Tas hat ein sso unkepührliches Mass ankenommen, tass ich euch jetzt fürchterlich pestrafen werte." Doch selbst in der Prüfungssituation an der Schule mit Clowns triumphiert das liebevolle Chaos über die Ordnung und die Manegenschüler tun, was sie laut Lehrmeister Sinn doch nicht sollen: Sie spielen im und vor allem mit dem Publikum.

Genau richtige knapp 70 Minuten dauert das Ganze. Es ist die Absclussproduktion des sechsten Semesters. Zu sehen bekanntlich als "Export" künftig gut eine Fahrstunde entfernt von der Loberstadt. Dass sie als Absolventen der Akdemie locker auf der Landesbühne bestehen können, haben die sechs bewiesen. Delitzschs Talentschmiede im Oberen Bahnhof verlassen mehr als vollwertige Schauspieler. Zu erkennen schon allein an den kleinen nicht immer günstigen Momenten ihrer nun verlassenen Schule: Rollt und hupt mal wieder ein Zug vorbei, wird er eben locker lässig ins Spiel eingebunden. Auch improvisieren will gelernt sein. Es aber wirklich zu können, ist am Ende eine Gabe.

Leben ohne Bühne für die Bühne
vom 19.04.2014 >> Leipziger Volkszeitung
Musical-Showcase an der Theaterakademie Sachsen findet neue Lösungen für Bretter, die die Welt bedeuten

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Delitzsch. Grad noch mit langsam in den Bauch gestandenen Beinen auf den Einlass gewartet, ist der Zuschauer beim neuen Musicalprogramm der Theaterakademie Sachsen mittendrin - bevor er eigentlich drin ist. Für "M wie Muse Musical Magie Mystery" hat das Team um Regisseurin Buenaventura Negron Rivera de Braunstein in die kleine aber feine Trickkiste der Unterhaltung gegriffen: Im Oberen Bahnhof werden die Gäste von Zug-Begleiterinnen begrüßt, über den Fahrplan des musikalischen Abends informiert, mit Snacks versorgt und unterhalten, noch bevor das Spiel eigentlich beginnt.
Angekommen im Saal, findet sich nicht das brave Aufgereihtsein der Stühle, sondern Publikumsplatz überall im Saal - so ist denn auch die Bühne, die de facto keine ist, überall. Hinzu kommen Videoeinspieler. Das erfrischt selbst die veranstaltungsver- und gewöhnte Zuschauerseele. Die Protagonisten, allesamt Musicalstudenten im vierten sowie zweiten Semester, singen die diversen Hits aus gefühlt allen Winkeln des Saals und begeistern mit ihrer geschulten Stimmgewalt. Sie singen "Kann es wirklich Liebe sein" aus dem König der Löwen ebenso wie "Honey Honey" aus dem Abba-Musical Mamma Mia. Doch das eigentliche Thema von "M" ist so alt wie die Kunst selbst, doch immer wieder bewegend und rührend für jeden, der noch einen Funken Leidenschaft in sich trägt: Es geht um die Kunst als innere Notwendigkeit, das Gefühl nicht anders zu können. "M" erzählt von vier Künstlern, die zu einem Vorspiel wollen und Einblick geben, warum sie nur das eine wollen - sein, wer sie sind. Die Leidenschaft steckt so tief in ihnen, dass sie nicht aus ihrer Haut können. "Ich kann nicht anders, ich muss auf die Bühne", sagt etwa Michael Martin als Peter Simon, den die Eltern lieber in der übergestülpten Rolle des Jurastudenten sehen würden. Verknüpft werden die Schicksale der vier jungen Künstler durch Jens Bache als Crescendo Diminuendo Arpeggio, die küssende Muse sozusagen, die nur alle hundert Jahre auftaucht. In gut einer Stunde zeigen die angehenden Profis die ganze Bandbreite des Musicalkönnens vom Gesang bis Stepptanz, das Publikum geht angesteckt durch die Leidenschaft bei manchem Song zwangsweise mit. In nur fünf Wochen hat Buenaventura Negron Rivera de Braunstein das Stück mit den Studenten erarbeitet. "Tag und Nacht", wie sie sagt. Herausgekommen ist einmal mehr ein guter Grund für den großen Show-Bahnhof in Delitzsch. Christine Jacob
Weitere Vorstellungen: 2. Mai und 4. Juli jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es für 6 Euro unter 034202/36070.
Bühne ist bei M überall, die Zuschauer sitzen nicht in Rängen und können die Künstler aus unterschiedlichen Perspektiven erleben.

Fertig gemacht für die Bühne
vom 24.01.2014 >> Leipziger Volkszeitung
Absolventen der Theaterakademie Sachsen berichten vom Beginn ihrer Laufbahn

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Delitzsch. Die Rolle ihres Lebens wollen die Absolventen der Theaterakademie Sachsen. Von der Talentschmiede im Oberen Bahnhof Delitzsch geht es für die fertig ausgebildeten Schauspieler und Musicaldarsteller hinaus in die Welt eines hart umkämpften Marktes - aller Anfang ist erst recht schwer, wenn einem Bühnenbretter die Welt bedeuten. Es ist kein Zuckerschlecken. LVZ-Redakteurin Christine Jacob hat sich bei den einstigen Eleven der vergangenen beiden Abschlussjahrgänge umgehört, wie der Start ihrer Laufbahn aussieht. Manche sind in Lauerstellung, andere gerade viel beschäftigt, sie alle tasten sich von Neben- langsam zu Hauptrollen. Ihre Rolle im Leben haben sie mit ihrem Studium in Delitzsch auf jeden Fall gefunden - sie leben ihren Traum.

Christin Rettig hat Musical studiert und gerade gut zu tun. Von März bis Juni geht die Döbelnerin mit dem Musical Grease auf Tour, wird am 1. April auch in der Arena Leipzig spielen. Bis vor Kurzem war Christin Rettig für das Musical PlayMe an der Oper Chemnitz engagiert. Außerdem steht sie mit einem Soloprogramm bei Galas auf der Bühne.

Ebenfalls auf Tour ist Susann Sinnemann (ehem. Pätzold). In "Der Medi-Cicrus" verkörpert die Musicaldarstellerin einen Clown. Mit dem Tourtheater "Nacht des Schreckens" ist sie ebenso auf Reisen wie als Darstellerin des Galadinners, das Genuss für alle Sinne bieten soll. Susann Sinnemann (ehem. Pätzold) genießt derzeit, dass sie auf ihren unzähligen Reisen Erfahrungen auf kleinen und großen Bühnen sammelt.

Sprecher- und Synchronjobs in Leipzig und Berlin übernimmt Nina-Mercedés Rühl. Sie wird als Schauspielerin einem Porsche-Festakt im Februar das Leben einhauen, stand schon für Kurzfilme vor der Kamera. An verschiedenen Theatern absolviert Nina Rühl Vorsprechen und Castings, hat schon die Aussicht auf ein Engagement bei Freiluftfestspielen. In trockenen Tüchern ist aber noch nichts.

Kurz vor der Premiere steht André Ryll am Dresdner Theater "Wechselbad der Gefühle". Das Stück "Meister Eder und sein Pumuckl" wird dort im Februar das erste Mal gezeigt. Als Kobold wird Ryll dem Stück für die ganze Familie ordentlich Beine machen. Auch 2013 hat er schon im Wechselbad gespielt.

An den Landesbühnen, wo die Studenten der Theaterakademie auch zu Praxissemestern aktiv werden, ist Sarah Bauer als Schauspielerin engagiert. Gestern Abend erst feierte sie in "Lilys Haus" Premiere am Hoftheater Dresden und wird ab März im Stück "Im weißen Rössl" als Piccolo auf der Bühne stehen.

Im Chor der Musikalischen Komödie Leipzig ist die Musicalabsolventin Maria Hammermann eine Stimme, die diversen Stücken mehr Klang verleiht. Zudem arbeitet sie hinter den Kulissen - als Regieassistentin bei einer Berliner Produktionsfirma.

Freie FIlmprojekte hat Melanie Stein schon absolviert und weiter in Aussicht. Mit einem Engagement an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt hat sie es zudem auf die Bühne geschafft. Groß sind die Rollen noch nicht, das Warten auf Angebot geht weiter - das gehört bei diesem Beruf dazu.

Gemeinsame Sache machen vorerst Davina Kelm und Benno Göschick. Die beiden Schauspieler sind die Hauptdarsteller in Bert Callenbachs Komödie "Nie wieder Frauen!" im Leipziger Central-Kabarett und stehen im Rampenlicht. Benno Göschick jobbte an der Garderobe des Kabaretts und wurde so entdeckt. Davina Kelm schrieb Callenbach einfach eine Mail als Fan und aus dem Briefwechsel wurde eine Rolle.

Fast die Seiten gewechselt hat Lynne Eichhorst. Die Schauspielerin arbeitet inzwischen als Theaterpädagogin, betreut Theater- und Tanzgruppen mit Kindern - unter anderem auch in Delitzsch. Sie zeigt dem Nachwuchs, was Schauspiel alles bewirken kann und vermittelt Selbstbewusstsein. Zudem hält sie sich als Tänzerin über Wasser. Aber ebenso als Model steht sie vor der Kamera - auch mal mit dickem Bauch. Die Rolle ihres Lebens hat sie gefunden: Vor wenigen Monaten erst ist Lynne Eichhorst das erste Mal Mutter geworden.

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vom 14.12.2013 >> Leipziger Volkszeitung
LVZ-Reporterin Christine Jacob wird als Schülerin an der Theaterakademie Sachsen an den Rand der Emotion getrieben

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Delitzsch. LVZ-Reporterin Christine Jacob ist nicht schlauer geworden. In ganzen 16 anderen Jobs fernab des Journalismus hat sich die 29-Jährige schon probiert. Und hat noch immer keinen anderen Job gefunden, der ihr so gut gefällt, dass sie die Sache mit dem Schreiben sein lässt. Also geht die Suche weiter. Ich weiß nicht mehr genau, wie mir das Trauerspiel „Schülerin an der Theaterakademie Sachsen“ passieren konnte. Als Akademieleiterin Susi Kaden mal vorschlug, ich könne ja mal einen Tag Schauspiel studieren, muss ich spontan zugesagt haben. Da stehe ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor: Eine Leggings sieht einfach an einem ausgewachsenen Körper nicht gut aus. Aber ist das Selbstbewusstsein erst mal ruiniert, tanzt es sich ganz ungeniert. Tanz steht nämlich für meine erste Schulstunde an der Theaterakademie Sachsen auf dem Plan. Es ist 10 Uhr morgens und ich habe jetzt beschlossen, einfach alle Eitel- und Peinlichkeit abzuschütteln. Ja, ich bin mindestens zehn Jahre älter und ungelenker als die Schüler um mich herum. Na und? Immerhin: Als kleines Mädchen habe ich mal ein Jährchen den rosaroten Traum der Ballerina geträumt. Dass ich aber mal vor langer, langer Zeit Ballettpositionen erlernt habe, kommt mir jetzt ganz gelegen. Ich weiß, in welche Richtung ich meine Füße und Beine verrenken und verdrehen muss. Ganz gut kann sich mein Körper daran erinnern, dass ich zum Beispiel in der ersten Position die Füße auf eine Linie mit sich berührenden Fersen bringen muss. Klingt nicht bequem? Ist es auch nicht. Und viel mehr als die Positionen kenne ich auch nicht. Wenn Trainerin Silke Neumann die zackigen Ballettbefehle durch den Saal schickt, muss ich immer bei den anderen abgucken, ob ich nun tief in die Knie gehen soll oder das Bein hoch in den Himmel schwingen muss – was bei mir aber eh nix wird. Dass meine Beine so ungewohnt verdreht sind und der Körper Schwerstarbeit beim Stemmen seiner selbst leisten muss, zeigt sich schon nach nicht einmal 30 Minuten mit dem ersten Krampf. Der zieht sich durch die Zehen meines rechten Fußes, die gerade meinen gesamten Körper tapfer in die Höhe recken, während das linke Bein in der Luft schweben soll. Der Krampf ist so stark, dass der ganze Fuß sich krümmt und sich der große Zeh unter die anderen schiebt. Es passt nicht zum rosa Image des Balletts, aber ich würde jetzt wirklich sehr gerne sehr viele Schimpfworte benutzen. Fehlt mir aber auch die Puste zu, also ist Ruhe im Fluch-Karton Jacob. Jetzt weiß ich aber auch wieder, wozu eine Ballettstange gut ist: zum Festhalten. Die Stange verhindert, dass ich hinknalle. Und ich muss ja auch nur noch 60 Minuten überstehen. Das macht dann noch mal drei Krämpfe. Dass Tanz harte Arbeit ist, sieht man der Leichtigkeit auf der Bühne doch nie an? Immer wieder korrigiert Silke Neumann meine und – ätsch, so schlecht bin ich also nicht – die Haltung der anderen. Das ist wichtig. Das Balletttraining soll den angehenden Musicaldarstellern, aber auch den Schauspielschülern der Akademie Haltung vermitteln. Eine gute Haltung ist immens wichtig für Leute, die auf der Bühne oder vor der Kamera stehen. Da darf man keine hängenden Schultern haben, hängende Schultern spielt man höchstens. Außerdem ist der Körper Kapital, muss fit und immer in Schuss gehalten werden. Nur wer damit umzugehen weiß, kann erfolgreich auf der Bühne (be)stehen. 90 Minuten später habe ich nur einen Gedanken: Hunger! „Das geht mir auch immer so, ich könnte ständig essen“, sagt Franziska Ritter-Borchardt. Die 19-Jährige ist aus Weimar an die Theaterakademie Sachsen gekommen. Das viele Training, die anstrengenden Schauspiellektionen und die langen Tage an der Akademie würden den Kalorienverbrauch in die Höhe treiben, sagt sie und findet meine „Puh, ist das alles so anstrengend“-Reaktion ganz normal. Nicht normal ist es dagegen, zwei Stunden auf allen Vieren zuzubringen. Sprecherziehung nennt sich meine nächste Lektion. Bevor ich in den Raum von Sprecherzieherin Ulrike Christl gehe, scherze ich noch „Seit wann ist es bitte nötig, Frauen das Sprechen beizubringen?“ Viele Worte machen kann ich ganz gut. Ich dachte, dass ich einen Tischtennisball oder einen Korken in den Mund nehmen muss und so die klare Aussprache trainiere. Daneben. Ich bin genau wie Franziska Ritter-Borchardt, Loraine Ziemke, Moritz Thede und Lucas Wawra, die ich an diesem Tag begleite, Erstsemester. Ganz am Anfang. Ulrike Christl bringt uns unter anderem bei, dass man sich locker machen muss, um stimmgewaltig genug zu werden. Und sie verdeutlicht mir, dass bei jedem Bühnenmenschen wichtig ist, dass er sich ein bisschen wie Kind oder Tier verhält – denen nämlich ist egal, wie sie gerade aussehen oder wirken, sie sind uneitel. Zu Beginn machen wir uns ein wenig warm. Schon geht es auf die Knie. Da sollen wir uns vorstellen, wir wären Katzen. Auf Knie und Handgelenke gestützt, sitze ich also auf einer blauen Trainingsmatte und soll einen Katzenbuckel machen, danach den Rücken wie eine Kuh durchbeugen, immer hin und her. Irgendwie scheinen die Worte von Ulrike Christl bei mir schon gefruchtet zu haben. Ich denke nicht eine Sekunde darüber nach, was ich hier tue und wie ich dabei aussehe. Klaus Kinski sagte ja auch immer „Ich spiele nicht, ich bin das“ – gut, bin ich eben eine Katze. Eine, die faucht, wenn Ulrike Christl es sagt. Eine Katze, die sich räkelt. Eine, die hemmungslos mit Kater Moritz (im wirklichen Leben erst 16) flirtet, wenn das die Aufgabe ist. Eine, die den anderen Katzen doch noch etwas voraus hat. Ulrike Christl wirft uns fünf Katzen ein imaginäres Stück Fleisch in die Mitte. Die Aufgabe: Nur mit Lauten und Blicken, ohne das Fleisch nur im Ansatz zu berühren, sollen wir klären, wem das Stück gehört. Schön und gut, dass die anderen schauspielerisches Talent haben. Aber ich habe drei Brüder und zehn Jahre mehr Lebenserfahrung. Ich spiele nicht, jemanden anzufauchen – im echten Leben musste ich das schon oft genug. Das Fleisch ist meins! Als uns Ulrike Christl erlaubt, uns das Fleisch auch körperlich zu holen und die anderen Katzen eine Menge Drohkulissen vom Stapel lassen, lasse ich meine alte Pranke einfach nur sinken. Der fette Kater Garfield reservierte sich so auch seine Pizza. Weitere Übungen dieser Stunde bringen mir noch eine kostenlose Massage. Um den menschlichen Körper und dieses Instrument besser kennen zu lernen, bleibe ich auf allen Vieren und gebe ein durchgehendes „hmmmmmmmmmmmm“ von mir, während Franziska immer wieder vom Becken an mit beiden Händen meinen Rücken, die Wirbelsäule und die Rippen abtastet, um zu spüren, dass die Kraft aus dem Becken kommt. Ich denke nicht darüber nach, dass mich hier jemand fast Fremdes berührt und gerade meine Beckenknochen umschließt. Wer miteinander auf der Bühne körperlich werden muss, der darf keine Berührungsängste haben. Dass wir solche Ängste längst überwunden haben, merkt in der letzten Stunde des Tages auch Schauspiellehrer Bernd Guhr. Von 16 bis 19 Uhr dauert die Lektion bei ihm, er vermittelt Grundlagen und Improvisation im Gruppenunterricht. Normalerweise störe ein Fremdkörper wie ich da, sagt Prof Guhr gleich zu Beginn. Doch bald hat er erkannt, dass ich zur Gruppe gehöre. Ich will alles mitmachen – die Pantomime, alle Spielchen und Tests. Ich lasse mir die Augen verbinden und taste mich als Angreifer mit dem Fantasiemesser über die Bühne. Ich spiele das mit einem gellenden Schrei zusammenbrechende Mordopfer und erlebe, wie befreiend so ein Schrei sein kann. Ich spiele. Ich bin. Ich genieße es. Es ist befreiend. Ich habe jetzt richtig Lust auf alles Mögliche und Unmögliche, lasse mich auf diese Magie zwischen uns allen hier ein. Nur mit den Worten „Du“ und „Ich“ zum Beispiel sollen Lucas und ich improvisieren. Immer hin und her gehen „Du“ und „Ich“, arten sogar in einen fast handfesten Streit zwischen mir und dem 20-Jährigen aus. Dass wir uns an die Kehle gehen, wird verhindert, indem ich mit einem letzten vorwurfsvollen und verletzten „Du“ den Raum verlasse und die Tür zuknalle. Oder flüchte ich, weil ich das vorwurfsvolle „Du“ aus seinem Mund nicht mehr ertragen kann? Ich weiß es nicht, ich bin durcheinander. Draußen vor der Tür muss ich ganz tief durchatmen – eine gespielte Emotion ist fast wie die echte. Und ich bin gerade so richtig wütend auf meinen Impro-Partner Lucas, der mir ja nie etwas getan hat. Ich könnte heulen, weil ich so unfassbar wütend bin. Ich muss mir selbst erst sagen, dass doch alles nur Spiel ist, um mich wieder zu beruhigen und mit einem Lächeln zurück in den Raum gehen zu können. Doch die volle Härte wird mich noch im Tiefschlag treffen. Einer von uns sitzt vor der Gruppe, die sich aus der Luft gegriffene Vorwürfe und Konfrontationen ausdenkt, auf die dieser Einzelkämpfer mit der immer gleichen Einleitung „Ja, aber“ und seinem Improvisationstalent antworten muss. Da heißt es zu Moritz „Du hast sie vor den Bus gestoßen“ und er kann mit seinen 16 locker fünf Minuten mit Sätzen wie „Ja, aber – das war einfach nötig“ oder „Ja, aber – sie hat es verdient“ parieren, das allergrößte und kälteste Arschloch der Welt spielen. Aber ich? „Dein Job ist dir wichtiger als alles andere“ Treffer! Versenkt. Ja. Kein Aber. Die anderen haben mich entlarvt. Jetzt frage ich mich nur noch, wie ich ihnen/Ihnen allen beibringen kann, dass ich ganz anders bin als sie/Sie jetzt vielleicht von mir denken.

 

Quelle: LVZ vom 14.12.2013

Zauber füllt den Saal
vom 03.12.2013 >> Leipziger Volkszeitung
Ausverkauftes Haus bei Oz-Premiere im Oberen Bahnhof

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Delitzsch. Weihnachtszeit ist Märchenzeit. Genau deshalb hat sich eine Gruppe Studenten der Theaterakademie Sachsen auf die Fahne geschrieben, möglichst viele Kinder mit einer der faszinierendsten Erzählungen zu begeistern: Das Musical zu "Der Zauberer von Oz". Am vergangenen Sonntag feierte es im Saal des Oberen Bahnhofs Delitzsch Premiere.

Die Zuschauer im bis auf den letzten Platz besetzten Raum warteten ungeduldig. Da ein Großteil von ihnen mit einem der Mitwirkenden verwandt, verschwägert, oder wenigstens befreundet war, zeigten sie sich mindestens genauso aufgeregt wie die Macher selbst. Kristin Siebolts und ihre Tochter Johanna waren beispielsweise da, um ihrer Familienfreundin und Patentante Jana Bauke die Daumen zu drücken. Die 45-Jährige ist seit vier Jahren an der Akademie und leitete die Inszenierung. Worum es darin geht, wusste Johanna vorab ganz genau: "Ein Mädchen namens Dorothy sucht einen großen Zauberer und trifft dabei eine Vogelscheuche, die sich Verstand wünscht, einen Blechmann, der sich nach einem Herzen sehnt und eine Löwin, die mehr Mut möchte", erzählte die Neunjährige.

Dann fiel der Vorhang und die Geschichte nahm mit quietschbunten Outfits, freundlich melodischen Liedern, viel Witz und einer ohrenbetäubend laut schreienden bösen Hexe ihren allseits bekannten Lauf. Letztere wurde gespielt von Musical-Studentin Jo-Ann Kirchner, die sich zum hämischen Lachen erst überwinden musste. "Anfangs fiel mir das total schwer, aber nun gehört das gehässige Schreien für mich fest zur Rolle." Einzig, dass die Kids nicht zu viel Angst haben, hoffte die 20-Jährige. Dass die kleinsten Zuschauer bei der Premiere zusammen zuckten und Kommentare wie "ganz schön gruselig" zu hören waren, zeigte, dass Bedenken nicht ganz unbegründet waren. Insgesamt überwogen die fröhlichen Szenen und brachten Groß und Klein durch Situationskomik und Wortwitz zum Lachen: Da schimpft sich die Vogelscheuche "Strohkopf" und der Blechmann philosophiert "wenn ich ein Herz hätte, wäre es mir gerade stehen geblieben".

Ob des tosenden Beifalls zeigte sich Spielleiterin Bauke sehr zufrieden. Die spannende Zeit stünde der Schauspielgruppe noch bevor. In den kommenden zwei Wochen spielen sie täglich bis zu drei Aufführungen für Kitas und Schulen. "Das wird eine Herausforderung für die Studenten, die damit natürlich auch den richtigen Berufsalltag kennen lernen." Die einzige noch einmal öffentlich stattfindende Aufführung geht am 3. Advent im Oberen Bahnhof über die Bühne. Dann kommt bei Kaffee und Kuchen auch der Weihnachtsmann

Premiere unterm Nussbaum
vom 24.06.2013 >> Leipziger Volkszeitung
Studenten der Theaterakademie Sachsen spielen den "Diener zweier Herren" am Barockschloss

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Delitzsch. Gut 250 Jahre alt und noch so frisch, lebendig, pfiffig - und aktuell. Im übertragenen Sinne. Wie Truffaldino in Goldonis "Diener zweier Herren" kann auch heute zwischen die Mühlsteine geraten, wer zwischen zwei Gegenpolen laviert. Mit diesem Stück eröffnete die Theaterakademie Sachsen mit Sitz im Delitzscher Oberen Bahnhof ihr diesjähriges Sommertheater am Barockschloss. Die Akteure erweckten in komödiantischer Spielweise den klassischen Konflikt, den der arme Diener Truffaldino in seiner Existenznot durchlebt: ein Verwirrspiel um Verliebte und ihren Konflikt mit ihren älteren Herrschaften. Truffaldino dient sich zwei Reisenden an, die in ihrem Leben schon miteinander zu tun hatten, unabhängig voneinander und ohne davon zu wissen nach Venedig kamen, zufällig im gleichen Hotel abstiegen, hier einander aber nicht begegnen sollten. Aufträge, die dem hungrigen Truffaldino von beiden Seiten gestellt werden, treiben das Verwirrspiel auf die Spitze und entlocken ihm so manche Sentenz. So diese Erkenntnis: "Ich habe zwei Herren...bekomme doppelt bezahlt und doppelt zu essen. Und wirft mich der eine raus, so bleib ich bei dem anderen." Aber eben mit dem Essen kommt er nicht zum Zuge. Immer wieder vertröstet, stellt er fest: "Bei meinem Magen ist schon vor zwei Stunden Mittag gewesen." Absolventen des zweiten Akademie-Studienjahres zelebrierten den alten Kaufmann Pandolfo und den alten Dottore Lombardi, dabei das eine oder andere Kabinettstückchen vollführend, im weiteren Verlauf sich aber verjüngend zu Protagonisten des Verwechselspiels um ihre Liebe kämpfender junger Leute. In Doppelbesetzungen hatten sich die jungen Schauspieler zu beweisen.

"Ich fand's einfach lustig, amüsant und unterhaltend. Für mich war es ein besonderer Reiz, wie sie sich produzierten. Wie jeder seinen Typ spielte und sich verwandeln konnte. Sie hatten Spaß dabei. Und wir auch", resümierte Christel Richter, die eine Zeitungsnotiz zum Sommertheater aus Pohritzsch nach Delitzsch gelockt hatte. Nach Premiere und weiterem Auftritt in Delitzsch folgen am heutigen Montag zwei Aufführungen vor Schülern in Delitzsch, dann Tournee nach Leipzig, Halle...

Tom Wolter, Schauspieler und Regisseur aus Halle, der diesen Goldoni mit den Studenten vorbereitete, ist angetan von der "Bühne", dem Aufführungsort am Schloss. "Der Stadt müsste klar werden, dass sie mit der Theater-Akademie ein Juwel hat, um das andere Städte sie beneiden", meinte er. Joachim Unger, der künstlerische Leiter in der "Troika" der Akademie-Leitung, unterstützte: "Die Stadt müsste die Akademie mehr in ihr Bewusstsein rücken. Wir sind ein Haus der offenen Begegnungen." Doch von der Stadt sehe zu selten jemand her. "Wir bringen uns ein", sagte er und verwies darauf, dass die Akademie-Studenten auch beim Peter-und-Paul-Fest dabei sind. "Unser Personal ist gut. Es hängt immer wieder an den finanziellen Mitteln", so Unger.

Sommertheater - Romeo stammt aus Eulau
vom 15.07.2012 >> Mitteldeutsche Zeitung Weißenfels
Nach Shakespeare-Stück "Romeo und Julia" ist die Freude in Goseck bei allen groß. Romeo wurde von André Ryll und Julia von Isa-Maria Hupe gespielt.

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Nach Shakespeare-Stück "Romeo und Julia" ist die Freude in Goseck bei allen groß. Romeo wurde von André Ryll und Julia von Isa-Maria Hupe gespielt.

Am Ende liegen sich alle in den Armen. In dem Shakespeare-Stück "Romeo und Julia" schließen die beiden Mütter Frieden zwischen den bisher verfeindeten Familien Montague und Capulet, nachdem vier junge Menschen gestorben sind. Und nach dem letzten Beifall umarmen sich auch die Schauspieler, weil Goseck Schlusspunkt unter rund 30 Vorstellungen war, die Mehrzahl davon vor Schülern. Nur eine Wiederholung soll es noch in Leipzig geben, weil dort das Wetter nicht mitgespielt hatte.

Manina und Michael Ryll sind aus Eulau gekommen. Ihr Sohn André Ryll spielt den Romeo und der Vater schwärmt: "Alles hat geklappt und ist gut rübergekommen." Die Schauspieler-Laufbahn, die André einschlagen will, habe er erst mit gemischten Gefühlen gesehen, nun aber müsse es der Junge auch durchziehen. Immerhin sei er in einer kleinen Rolle sogar schon auf dem Bildschirm zu sehen gewesen. Michael Ryll (46) selbst übrigens hatte im Gosecker Schloss fast seine gesamte Schulzeit verbracht.

Romeo André Ryll erzählt von der Theater-Arbeitsgemeinschaft im Naumburger Domgymnasium, wo er Feuer für den Beruf gefangen hat. Seine Julia im Stück - Isa-Maria Hupe - berichtet von ihrem Praktikum in der Parchimer Theaterschneiderei, ist sie auch bei den Proben zu einer Inszenierung dabei gewesen und hat letztlich in einer kleinen Theatergruppe gespielt. Dennoch hatten beide beruflich erst anderes im Sinn: Er bewarb sich für einen Bürojob, sie wollte Tierpflegerin werden. Angenommen wurden sie schließlich bei der Delitzscher "Akademie der Darstellenden Künste".

Natürlich zweifle man auch mal. Isa-Maria Hupe erzählt, dass man bei der Beschäftigung mit sich selbst während des Studiums an Grenzen stößt, die man vorher nicht gekannt hat. André Ryll verweist auf Störungen bei Schülervorstellungen. Da würde gegähnt oder würden lieber SMS geschrieben. "Da zwei Stunden durchzuziehen, ist schwer." Doch dann wieder komme man nach Querfurt und werde von Schülern mit einem Antrittsapplaus begrüßt, der alles aufwiege.

Zuvor hätten alle Studenten improvisieren müssen und danach seien von Regisseur Tom Wolter die Hauptdarsteller benannt worden. Isa-Maria Hupe nennt es einen Glücksfall, André Ryll eine nervliche Belastung, weil man den Text, aber ebenso Tanzen und Fechten unter einen Hut bringen musste. "Aber nun ist es geschafft und man sieht, was man kann." Er selbst hat keine ausgesprochene Lieblingsrolle. Doch er sei ein lustiger Typ und will sich deshalb im ernsthaften Fach ausprobieren. Isa-Maria Hupe kennt Storms "Schimmelreiter" seit ihrem Parchimer Praktikum und könnte sich die Elke-Rolle vorstellen, aber auch den Mephisto in Goethes Faust.

Dass André Ryll die Hauptrolle bekommen hat, muss man akzeptieren, sagt Benno Göschick. Der 25-Jährige ist als Tybalt und Balthasar zu sehen und meint, dass die Wahl Wolters eher Ansporn sein muss und man sich nicht ärgern darf. Während der Aufführung habe er deshalb die Rollen der Mitspieler verfolgt und er erzählt, dass man sich mal im Bus gegenseitig die Romeo-Zitate an den Kopf geworfen hat.

Göschick hatte Sport und Deutsch als Leistungsfächer und seine Großmutter schreibt Bücher. Über den Fuball sogar in der U-19-Nationalmannschaft und die Arbeit als Komparse ist er zum Schauspiel-Studium gekommen, um in einem Jahr ein Zertifikat in Händen zu halten. "Immer wieder Neues zu entdecken, das ist mir wichtig im Leben."

Regisseur Wolter begründet die Wahl der Hauptdarsteller einerseits mit Ausstrahlung und Potenzial, anderseits mit personellen Zwängen. So hätte er einige der Studentinnen angesichts des Durchschnittsalters nie die Töchter spielen lassen können.


Quelle: MZ vom 15.07.2012

Leipziger Volkszeitung: Liebe und Lust
vom 26.06.2012 >> LVZ Online
Er sieht sie. Sie sieht ihn. Die Welt steht still. Für einen Moment. Die Welt dreht sich weiter. Und nichts ist mehr so, wie es einmal war.

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Er sieht sie. Sie sieht ihn. Die Welt steht still. Für einen Moment. Die Welt dreht sich weiter. Und nichts ist mehr so, wie es einmal war. Die Liebe hat – gnadenlos wie immer – zugeschlagen. Wen man liebt, kann man sich eben nicht aussuchen. Richtig kompliziert wird die Sache aber, wenn der Geliebte der Sohn einer Familie ist, mit der die eigene Sippe schon so lange im Clinch liegt, dass der Hass sich inzwischen verselbstständigt hat.

Ohne Zweifel: Romeo und Julia ist die größte, die schönste, die tragischste Liebesgeschichte aller Zeiten. Für alle Zeiten. Und sie ist, ganz Shakespeare-Klassiker, zeitlos. Als solche zeitlos große, schöne, tragische Geschichte inszeniert die Akademie der Darstellenden Künste (AdDK) das Stück in ihrer Sommertheater-Variation, vor der romantischen Delitzscher Schlosskulisse feierte die Produktion am Samstag Premiere.

Leichtfüßig und erfrischend kommt daher, was so bekannt wie dramatisch ist. Und augenzwinkernd: Da streiten sich die AdDK-Schüler am Anfang eben mal, wer Julia und wer Romeo spielt. Diese Rollen, so viel Klischee darf der angehende Schauspieler schon einmal bedienen, will ja schließlich jeder einmal verkörpern. Regisseur Tom Wolter gelingt es so schon in den ersten Minuten, den Klassiker derart vielschichtig zu präsentieren, wie Shakespeare ihn wohl einmal gemeint hat – nicht alles an diesem Stück ist ach-so-tragisch und romantisch. Nein, hier lauern, unter anderem, beißender Witz und sprachliche Genialität. Oder das, was heute Action genannt wird, wenn sich die Schauspieler atemberaubende Fecht- und Kampfszenen liefern.

Tom Wolter besetzt sein Sommerstück dabei äußerst klug und findet im Reigen der AdDK-Talente genau die richtigen für die Rollen. Julia, verkörpert von Isa-Maria Hupe, ist eben keine erwachsene und erfahrene Frau, sondern eigentlich noch fast ein Kind, als die Liebe sie so eiskalt erwischt und übermannt.

Der AdDK-Romeo André Ryll steigt nicht auf diese unsägliche Erwartungshaltung ein, die Leonardo DiCaprio Ende der 1990er-Jahre als der Typ zum unbedingten Dahinschmelzen für jede Frau aufdrückte. Romeo im Delitzscher Sommertheater ist ein ziemlich normaler Typ. Einer, der irgendwie auch mal mit seinen Hormonen zu kämpfen hat.

Auch diesen Aspekt kitzelt die Delitzscher Produktion ganz leichtfüßig, unterhaltsam und eigenwillig heraus: Es geht zwischen Romeo und Julia nicht nur um diese große, schöne, tragische und unschuldige Liebe bis in den Tod. Es geht auch um Lust. So gelingt eine Inszenierung, die genau so viel Romeo und Julia zeigt, wie es sein muss und dabei überraschen kann, ohne ins übertrieben Experimentelle abzudriften. Ein Genuss, den sich die Delitzscher noch einmal am Freitag um 17.30 Uhr am Barockschloss gönnen können. Danach geht das Stück auf Tournee, ist vom 3. bis 5. Juli in der Baumwollspinnerei Leipzig und anschließend unter anderm in Halle und Magdeburg zu sehen.

Quelle: LVZ vom 26.06.2012