Delitzscher Sommer wird wild: Akademie und Tiergarten zeigen „Zootopia“
Delitzscher Sommer wird wild: Akademie und Tiergarten zeigen „Zootopia“
VON CHRISTINE JACOB
 

Delitzsch. Er kann streng wie kaum einer sein. Und herzensgut dabei. Er kann laut werden beim Disziplin fordern und anschließend alle zum Lachen bringen. Stefan Kaminsky ist ein Tausendsassa des Theaterbetriebs – kennt als Schauspieler und Regisseur beide Seiten. Gut so. Er weiß, wie er seine Leute auf den Punkt bringt. „Und jetzt ficken“, lautete eine seiner Regieanweisungen fürs „SommernachtsTRAUMA“ 2014, den bisher größten und eindrücklichsten Erfolg der Theaterakademie Sachsen. Da wurde voller Spiellust auf der Bühne gesungen, gelacht, getanzt, Gras geraucht und eben auch kopuliert – beziehungsweise so getan als ob. Ergebnis: Ein Fest großen Theaters in der kleinen Stadt. Rund 600 begeisterte Gäste sahen die Shakespeare-Adaption im Oberen Bahnhof. Kein Kitsch, provokant und progressiv – so arbeitet Kaminsky. Erfolgreich. Ein Erfolg, der sich in diesem Sommer wohl wiederholen wenn nicht gar toppen lässt – denn es wird noch wilder, die Theaterakademie zieht fürs Sommertheater in den Tiergarten Delitzsch, kooperiert mit der Stadtverwaltung. Mit dem neuen Semester beginnen die Arbeiten an der Show, die am 17. Juni Premiere feiern soll. Die Bühne – und nicht nur die – des Tiergartens wird Schauplatz für „Zootopia“. Es soll eine schräge und bunte Dschungeslshow werden, ein tierischer Krimi und ein Musical. Leichtfüßig wie Sommertheater nun einmal sein soll, aber nicht ohne Anspruch, mit kritischen Tönen und Betrachtungen zur Zeit, in der wir leben. Mit „Zootopia“, erklärt der Regisseur, wird Theater im Theater geboten. Es ist eine tierische Parabel über die Existenz des Schauspielers. Das wiederum ist klassisches Thema einiger Stücke an der Schauspiel- und Musicalschule im Oberen Bahnhof, dort entwickelte beziehungsweise weiterentwickelte Stücke befassten sich schon oft mit der möglichen Zukunft ihrer Eleven. Im Paralleluniversum „Zootopia“ geht es um eine Show, die nach sechs Jahren abgesetzt werden soll. Was aber wird dann aus den Darstellern von Löwe, Zebras, Antilope oder Marabu? So schleichen sich Missgunst, Existenzängste und Heuchelei ein und verschwimmen die Grenzen zwischen Rolle und Schauspieler, zwischen Mensch und Tier. Erzählt wird mit aufwendigen Kostümen und mit beweglichen Bühnen. Der eitle Löwe will mit der Hilfe des intriganten Marabus dem klugen Zebra die Krone des Tierreiches entreißen. Es entspinnt sich eine Fabel um Liebe und Macht im Revue-Stil. Zynisch-komisch macht Kaminsky dieses Stück auch zu einem übers Scheitern und menschliche Eitelkeiten. Erneut ist die raue Realität des Showbiz Thema und beschreibt diese Tierparabel zugleich die Ängste unserer Gesellschaft, die nach dem Prinzip „höher, schneller, weiter“ durchs Leben hetzt. „Ein Blick hinter die Masken und Fassaden unserer Gesellschaft lohnt“, betont auch Akademieleiterin Jana Bauke, „in diesen bewegten Zeiten noch viel mehr.“ Für das Sommertheater kooperieren die aktuellen Viertsemester der Akademie auch mit dem Baff-Theater. Im Tiergarten werden angehende Musicaldarsteller und Schauspielschüler in die Rollen von „Zootopia“ schlüpfen. Weitere Vorstellungen soll es am 18., 24. und 25. Juni geben. Am 21., 22. und 23. Juni sollen zudem Schülervorstellungen geboten werden – diese eignen sich für Jugendliche ab 13 Jahre.   

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