Jens Bache – von der Delitzscher Akademie hinaus auf hohe See
Jens Bache – von der Delitzscher Akademie hinaus auf hohe See

Von Christine Jacob

DELITZSCH. Ein gutes Jahr ist es her, dass Jens Bache seinen Abschluss im Fach Schauspiel an der in Delitzsch beheimateten Theaterakademie Sachsen gemacht hat. Nach diversen Zwischenstationen ging der heute 30-Jährige im Oktober auf die „Mein Schiff 3“. Wir haben ihn irgendwo zwischen Antalya (Türkei) und Santorini (Griechenland) erreicht und mit ihm über das Schauspielerleben auf hoher See gesprochen. 

Frage: Du hast ja nicht gleich das Kreuzfahrtschiff geentert, wie ging es denn nach dem Abschluss im September 2015 erstmal weiter? 

Jens Bache: Nach der Ausbildung war ich regelmäßiger Gast an den Landesbühnen Sachsen in Radebeul, wo wir im Rahmen der Ausbildung an der Theaterakademie
Sachsen unser Praxissemester absolviert haben. 

Wie und warum kommt man danach als junger Schauspieler zu einem Engagement auf hoher See?

So ein Schiff ist auf jeden Fall eine schöne Spielwiese für junge Schauspieler und man kann sich nebenbei noch etwas von der Welt ansehen. Das fand ich spannend und wollte es einfach mal ausprobieren. Dem Klischee nach könnte man nun meinen, du bekommst jetzt immer gut zu essen und Urlaub umsonst und hast ja sonst nicht viel zu tun. Was ist für dich als Schauspieler an Bord typischer Kreuzfahrer-Alltag? Also Essen gibt es tatsächlich reichlich. Aber in den ersten Wochen bin ich kaum zum Essen gekommen, weil wir fast pausenlos Endproben, Premieren und nebenbei Safety-Trainings haben. Sicherheitstrainings? Warum das? Um nicht bei Seegang von der Bühne zu fallen? Als Schauspieler auf einem Kreuzfahrtschiff ist man ja zuallererst Crew-Mitglied und bekommt Sicherheitsaufgaben. Auch beim Check-In, wenn neue Passagiere kommen, werden wir eingesetzt. Und zum Urlaub: In den meisten Häfen können wir natürlich auch mal für ein paar Stunden an Land gehen und Ausflüge mitmachen, aber mit wirklichem Urlaub hat das nichts zu tun. Zumal die Gedanken dann schnell auch wieder zur abendlichen Show übergehen.

Apropos Seegang, warst du schon mal seekrank und was tut man dagegen?
Nein. Aber bei starkem Seegang wird mir schon manchmal etwas komisch in der Magengegend. Es gibt aber für Crew und Passagiere kostenlos Seekrankheitspillen. Welche Vorstellungen gebt ihr auf dem Schiff? Und wie oft musst du auf die Bühne? Es gibt sehr verschiedene Aufgaben für Schauspieler. Kleine Boulevardstücke, Lesungen, Moderationen in der Musical-Gala oder der Zirkusartistenshow. Ich stehe fast jeden Tag auf der Bühne. 

War die Ausbildung in Delitzsch eine gute Vorbereitung oder hat das Lernen noch kein Ende?
Die Ausbildung in Delitzsch war meiner Meinung nach ein sehr gute und differenzierte Vorbereitung für diverse Aufgabenbereiche eines Schauspielers. Aber natürlich hat das Lernen grundsätzlich ja kein Ende. Wie meine ehemalige Dozentin Jana Bauke, die Leiterin der Theaterakademie Sachsen, einmal so schön sagte: „Die wirkliche Ausbildung fängt erst nach der Ausbildung an.“ Recht hat sie gehabt. 

Mal ehrlich: Ist das Schauspiel der Reiz an deinem Job auf See oder ist es doch das Reisen? 

Für mich zuallererst das Reisen. Natürlich auch die Erfahrung auf einem Schiff für Urlauber, die vielleicht keine regelmäßigen Theatergänger sind, zu spielen. Schauspielerisch gibt es hier nicht viel Tiefgang. Die Kunst besteht hier mehr im Verkaufen und Unterhalten. Aber im großen und ganzen denke ich, dass das ein sehr gutes Training für die Bühne im Allgemeinen ist.

Theaterakademie Sachsen Die Theaterakademie Sachsen ist eine private Schauspiel- und Musicalschule, gegründet als „Akademie der Darstellenden Künste“ im Oberen Bahnhof von Delitzsch. 2007 hatte der Baff-Theaterverein das Projekt aus der Taufe gehoben, der damals vollkommen heruntergekommene Obere Bahnhof wurde für 1,2 Millionen Euro, zum Großteil finanziert durch Förderung, restauriert. 2008 startete dort das erste Ausbildungsjahr mit fünf Studenten. 2013 wurde die Schule in Theaterakademie Sachsen umbenannt und zählt jährlich rund 30 Studenten. Die Schüler verbringen zum Ende ihrer Ausbildung ein Praxissemester an den
Landesbühnen Sachsen, spielen vor allem auf der Felsenbühne Rathen. Mit dem Klassenzimmertheater sind Akademiestudenten in Schulen im gesamten Landkreis zu Gast.

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