Schule, die sich auszahlt
Schule, die sich auszahlt

Delitzsch. Nichts, was sich zu haben lohnt, bekommt man geschenkt? Selbst die Gabe, andere zum Lachen zu bringen, will am Ende gelernt und selbst ein noch so großes Talent geschult sein. So ist es an jeder echten Schauspielschule und so stellt es sich auch in der "Schule mit Clowns" von Friedrich Karl Waechter dar. Ein vor fast 40 Jahren entstandener und schnell zum Klassisker avancierter Spaß des Kinder- und Jugendtheaters. Die Vorpremiere einer reich mit Komik gefüllten Inszenierung konnten die Gäste am Wochenende an der Theaterakademie Sachsen im Oberen Bahnhof Delitzsch erleben. Premiere wird ganz woanders sein - auf der Felsenbühne Rathen, mehr als 120 Kilometer entfernt von Delitzsch.

Das ist das Zeugnis der Kooperation mit den Landesbühnen Sachsen. Dort absolvieren die Studenten der Theaterakademie ihr Praxissemester, schließen ihr Studium in der Loberstadt ab und gehen an und auf die große Bühne. Dass sie in den sechs Semestern an der Theaterakademie Sachsen ihr Handwerk gelernt haben, haben Anna Karoline Schiela, Jennifer Demmel, Isa Etienne Flaccus, Theresa Neumann, Erik Köhler und Max Fischer mit dieser Aufführung einmal mehr unter kurzweiligen Beweis gestellt. Als Clownsschüler beziehungsweise deren Lehrmeister, verkörpert von Schiela und Demmel, verstehen sie es in der Kooperations-Produktion von Landes- und Akademiebühnen die Zuschauer vom ersten Moment an für sich, das Spiel und die Lust am Spiel zu begeistern.

Die ersten glucksenden Kinderlaute aber auch hüstelnde Erwachsenenschmunzler sind Max Fischer schon binnen der ersten Spielminute als Clown Wiesel sicher. Es folgen im Zusammenspiel aller sechs Darsteller Lacher auf Lacher, glückliche Kinder und zufriedene Erwachsene. So soll es sein. So soll es sein. "Schule mit Clowns" ist ein Stück für Kleine, Größere und erwachsene Begleiter ab 6 Jahre. Es ist die Aufgabe des Dr. Sinn, den vier Clowns Wiesel, Quaste, Schmaltz und Karfunkel Unterricht zu erteilen. Seine mit Strenge vorgetragenen Kapitellesungen - kleine Geschichten von gealterten Narren oder auch flirtenden Begegnungen - sind die Vorgaben für die Clownsspiele seiner Schüler. So wird keine Szene zu lang für die Kleinen, für die Größeren und Großen ergibt am Ende doch alles einen großen Sinn. Die Schüler schlüpfen in die Rollen, spielen die verschiedenen Geschichten nach - aber eigentlich nur selten so wie sie sollen, sondern meist nach eigenen Regeln. So kommen Akrobatik, Tanz, Turbulenz und so letztlich der Spaß nicht zu kurz, wenn die "Respekt- und Disziplinlosigkeit" seiner Eleven Dr. Sinn - im ständigen Wechsel und manchmal Doppel zweier Darsteller -  schier zur Verzweiflung treibt. Er versucht Sinn zu stiften, wo es sinnlos ist. Wobei dem Glucksen der im richtigen Maß von Überspitzung und Zurückhaltung vorgetragende Sprachfehler des Dr. Sinn nicht abträglich ist: "Tie Vorfälle von Treistikkeit unt Respektlosikkeit hapen ssich in ter letzten Zeit kehäuft. Tas hat ein sso unkepührliches Mass ankenommen, tass ich euch jetzt fürchterlich pestrafen werte." Doch selbst in der Prüfungssituation an der Schule mit Clowns triumphiert das liebevolle Chaos über die Ordnung und die Manegenschüler tun, was sie laut Lehrmeister Sinn doch nicht sollen: Sie spielen im und vor allem mit dem Publikum.

Genau richtige knapp 70 Minuten dauert das Ganze. Es ist die Absclussproduktion des sechsten Semesters. Zu sehen bekanntlich als "Export" künftig gut eine Fahrstunde entfernt von der Loberstadt. Dass sie als Absolventen der Akdemie locker auf der Landesbühne bestehen können, haben die sechs bewiesen. Delitzschs Talentschmiede im Oberen Bahnhof verlassen mehr als vollwertige Schauspieler. Zu erkennen schon allein an den kleinen nicht immer günstigen Momenten ihrer nun verlassenen Schule: Rollt und hupt mal wieder ein Zug vorbei, wird er eben locker lässig ins Spiel eingebunden. Auch improvisieren will gelernt sein. Es aber wirklich zu können, ist am Ende eine Gabe.

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