Sommertheater - Romeo stammt aus Eulau
Sommertheater - Romeo stammt aus Eulau
Nach Shakespeare-Stück "Romeo und Julia" ist die Freude in Goseck bei allen groß. Romeo wurde von André Ryll und Julia von Isa-Maria Hupe gespielt.

Am Ende liegen sich alle in den Armen. In dem Shakespeare-Stück "Romeo und Julia" schließen die beiden Mütter Frieden zwischen den bisher verfeindeten Familien Montague und Capulet, nachdem vier junge Menschen gestorben sind. Und nach dem letzten Beifall umarmen sich auch die Schauspieler, weil Goseck Schlusspunkt unter rund 30 Vorstellungen war, die Mehrzahl davon vor Schülern. Nur eine Wiederholung soll es noch in Leipzig geben, weil dort das Wetter nicht mitgespielt hatte.

Manina und Michael Ryll sind aus Eulau gekommen. Ihr Sohn André Ryll spielt den Romeo und der Vater schwärmt: "Alles hat geklappt und ist gut rübergekommen." Die Schauspieler-Laufbahn, die André einschlagen will, habe er erst mit gemischten Gefühlen gesehen, nun aber müsse es der Junge auch durchziehen. Immerhin sei er in einer kleinen Rolle sogar schon auf dem Bildschirm zu sehen gewesen. Michael Ryll (46) selbst übrigens hatte im Gosecker Schloss fast seine gesamte Schulzeit verbracht.

Romeo André Ryll erzählt von der Theater-Arbeitsgemeinschaft im Naumburger Domgymnasium, wo er Feuer für den Beruf gefangen hat. Seine Julia im Stück - Isa-Maria Hupe - berichtet von ihrem Praktikum in der Parchimer Theaterschneiderei, ist sie auch bei den Proben zu einer Inszenierung dabei gewesen und hat letztlich in einer kleinen Theatergruppe gespielt. Dennoch hatten beide beruflich erst anderes im Sinn: Er bewarb sich für einen Bürojob, sie wollte Tierpflegerin werden. Angenommen wurden sie schließlich bei der Delitzscher "Akademie der Darstellenden Künste".

Natürlich zweifle man auch mal. Isa-Maria Hupe erzählt, dass man bei der Beschäftigung mit sich selbst während des Studiums an Grenzen stößt, die man vorher nicht gekannt hat. André Ryll verweist auf Störungen bei Schülervorstellungen. Da würde gegähnt oder würden lieber SMS geschrieben. "Da zwei Stunden durchzuziehen, ist schwer." Doch dann wieder komme man nach Querfurt und werde von Schülern mit einem Antrittsapplaus begrüßt, der alles aufwiege.

Zuvor hätten alle Studenten improvisieren müssen und danach seien von Regisseur Tom Wolter die Hauptdarsteller benannt worden. Isa-Maria Hupe nennt es einen Glücksfall, André Ryll eine nervliche Belastung, weil man den Text, aber ebenso Tanzen und Fechten unter einen Hut bringen musste. "Aber nun ist es geschafft und man sieht, was man kann." Er selbst hat keine ausgesprochene Lieblingsrolle. Doch er sei ein lustiger Typ und will sich deshalb im ernsthaften Fach ausprobieren. Isa-Maria Hupe kennt Storms "Schimmelreiter" seit ihrem Parchimer Praktikum und könnte sich die Elke-Rolle vorstellen, aber auch den Mephisto in Goethes Faust.

Dass André Ryll die Hauptrolle bekommen hat, muss man akzeptieren, sagt Benno Göschick. Der 25-Jährige ist als Tybalt und Balthasar zu sehen und meint, dass die Wahl Wolters eher Ansporn sein muss und man sich nicht ärgern darf. Während der Aufführung habe er deshalb die Rollen der Mitspieler verfolgt und er erzählt, dass man sich mal im Bus gegenseitig die Romeo-Zitate an den Kopf geworfen hat.

Göschick hatte Sport und Deutsch als Leistungsfächer und seine Großmutter schreibt Bücher. Über den Fuball sogar in der U-19-Nationalmannschaft und die Arbeit als Komparse ist er zum Schauspiel-Studium gekommen, um in einem Jahr ein Zertifikat in Händen zu halten. "Immer wieder Neues zu entdecken, das ist mir wichtig im Leben."

Regisseur Wolter begründet die Wahl der Hauptdarsteller einerseits mit Ausstrahlung und Potenzial, anderseits mit personellen Zwängen. So hätte er einige der Studentinnen angesichts des Durchschnittsalters nie die Töchter spielen lassen können.


Quelle: MZ vom 15.07.2012

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