Fünf Leben nach der Akademie
Fünf Leben nach der Akademie
VON CHRISTINE JACOB
 
Delitzsch. Das Handwerk haben sie am Lober gelernt, nun machen sie in Köln, vor TV-Kameras, hinter Synchronsprecher-Mikros und im Internet von sich reden. Auf die gute Art. Die Absolventen der Theaterakademie Sachsen können Fuß in einer hart umkämpften Branche fassen. Immerhin gibt es allein rund 5000 Schauspieler in Deutschland, die für Film und Fernsehen arbeiten, rund ebenso viele drängeln sich in den weiteren Sparten wie Theater und Musical.

Direkt im Anschluss an ihre Ausbildung zur Musicaldarstellerin konnte Nele Rook ein Engagement ergattern. Die Akademie hat sie im vergangenen September verlassen, war bis vor Kurzem mit dem Musical „Peter Pan“ auf Tour. Ab Mai ist die 21-Jährige wieder auf der Felsenbühne Rathen zu sehen. Ein Teil der Ausbildung absolvieren die Delitzscher Studenten dort an den Landesbühnen – so gut, dass sie danach durchaus „eingekauft“ werden. Ein Traum wäre es für die junge Frau, eines Tages auf den legendären Bühnen der Vereinigten Bühnen Wien zu stehen.

Auch die 25-jährige Susann Sinnemann ist gut im Geschäft. 2012 machte sie ihren Abschluss in der Sparte Musical. Inzwischen lebt und arbeitet sie in Köln, ist dort im Schauspielhaus in der Uraufführung „Kimberly“ zu sehen und steht das dritte Jahr in Folge in diesem Jahr auf der Naturbühne in Ratingen. Nebenbei unterrichtet das Multitalent Tanz, aktuell in zwei Schulen in Köln und Düsseldorf und arbeitet als Synchronsprecherin für Werbung, Filme und Serien. Seit 2014 arbeitet Susann Sinnemann zudem an der Comedy-Web-Serie „Sexpectations“ mit. Gefragt nach ihrem Traum für die Zukunft sagt Sinnemann: „Mein Traum ist es, dass zu sein, was alle Kinder werden wollen: Bogenschütze, Tänzerin, Detektiv, Astronautin, Indianerin oder auch ein Tier. Deswegen bin ich Schauspielerin geworden, um mich nicht entscheiden zu müssen. Denn ich kann alles sein! Und solange ich spielen, tanzen und singen darf, bin ich glücklich.“ „Gut zu tun und Spaß dabei“, schildert Michael Martin seinen Alltag. Im September hat der 25-Jährige seinen Abschluss im Fachbereich Musical gemacht, spielt in „My Fair Lady“ der Kammeroper Köln und reist damit durch die Lande und ist in „Die Schneekönigin“ zu sehen. Ein paar Angebote habe er auch ablehnen müssen, weil er gar nicht die Zeit dazu hat. „Für die Zukunft hoffe ich, dass es so weiter geht und ich gut von dem Job leben kann“, erzählt Michael Martin, „ich würde mich freuen, auch Produktionen mit ehemaligen Kommilitonen zu machen.“

Zumindest in einer Sparte waren Nina-Mercedés Rühl und Erik Köhler schon zu sehen. Beide hatten schon kleinere Rollen im Tatort, Erik Köhler wird demnächst im Weimar-Tatort zu sehen sein. 2013 machte die heute 26 Jahre alte Nina-Mercedés Rühl ihren Abschluss. Sie spielte bereits eine Hauptrolle auf der Freilichtbühne der Müritz-Saga, bevor es sie für ein festes Engagement ans saarländische Theater Überzwerg verschlug, wo sie unter anderem im Solo-Stück „Name: Sophie Scholl“ zu sehen ist. In der Rolle der Susanne Weilhammer war die Delitzscher Absolventin auch im saarländischen Tatort zu sehen. In Zukunft will die Schauspielerin die Sparten Hörbuch und Hörspiel sowie Synchron verstärkt in Angriff nehmen.

Vor allem vor die Kamera zieht es Erik Köhler. Der 32-Jährige tritt unter anderem im Tatort auf. Er wird demnächst in der Nebenrolle als “Jobst“ zu sehen sein und spielt den coolen Bomben-Experten von der Kriminaltechnik, der die Tatort-Kommissare Lessing (Christian Ulmen) und Kira (Nora Tschirner) über die Ereignisse informiert. Zunächst hatte die Rolle noch den Namen „Tobi“, wurde dann aber geändert. Das kennt Erik Köhler , ist routiniert in der TV-Arbeit. Zudem ist er als Entertainer und Moderator im Belantis-Ferienpark engagiert. Dort verdienen sich auch einige der amtierenden Studenten vom Oberen Bahnhof ihr Geld und finanzieren sich so praxisnah ihre Ausbildung in Delitzsch, sammeln Erfahrungen für den Umgang mit dem Publikum.    

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